Brooks Fahrradsattel Test – Der Mercedes unter den Sätteln
Brooks Sättel sind unter den Fahradsätteln so etwas wie die Gibson Les Paul unter den Gitarren oder der Mercedes unter den Autos. Die Ikonen der besattelten Zweiräder zeichnen sich durch höchsten Fahrkomfort und eine enorme Langlebigkeit aus.
In unserem Brooks Fahrradsattel Test haben wir uns verschiedene Modelle des englischen Traditionsunternehmens näher angesehen und klären, welcher Sattel für wen besonders geeignet ist.
Der Allrounder

Brooks B-17 Sattel Test
Der Klassiker von Brooks schlechthin. Anstelle einer dicken Polsterung liefert das hochwertige Leder den nötigen Sitzkomfort. Mit der richtigen Pflege ist der "Mercedes unter den Fahrradsätteln" beinahe unkaputtbar.
Komfort
Der Brooks B-17 benötigt etwas Zeit, um etwas anschmiegsamer und weicher zu werden. Das gespannte Leder ist fabrikfrisch ziemlich straff und hart und braucht einige Fahrten, bis es etwas nachgibt und wirklich bequem wird. Dann ist der Klassiker in Sachen Komfort allerdings kaum zu überbieten - auch nicht von stark gepolsterten Fahrradsätteln.
Verwendung
In unserem Brooks Sattel Test erwies sich der B-17 als besonders geeignet für regelmäßige Freizeittouren und Pendler. Sobald der Sattel sich deinem Gesäß einmal angeschmiegt hat, sind viele Stunden auf dem Rad ohne Sitzschmerzen auszuhalten.
Der Sattel ist aufgrund seiner kurzen Nase und der breiten Basis für sportliche Ausflüge eher unpassend. Die Form ist nicht für sportliches, stark nach vorne gebeugtes Radeln ausgelegt. Längere Touren auf dem Mountainbike oder gewöhnliche Radwanderungen, bei denen auf ständige Sprints oder steiles Bergfahren verzichtet wird, sind für den B-17 allerdings kein Problem.

Schwer bepackt an den Grand Canyon - Inklusive des Brooks B-17
Vielseitigkeit
Ein Fahrradsattel kann nicht alle Anspruchsgruppen zufriedenstellen. Entweder du entscheidest dich für einen sportlichen Sattel oder ein eher bequemes Modell. Der B-17 gehört eindeutig zu letzterer Kategorie.
Zum Mountainbiking oder zum sportlichen Straßenradfahren muss ein anderer Sattel her, fürs Radwandern oder als Pendlersattel ist er jedoch erste Sahne.
Gewicht
Der B-17 bringt rund 520 Gramm auf die Waage und ist damit im Großen und Ganzen nicht der leichteste Sattel überhaupt. Vergleicht man ihn aber mit anderen Komfortsätteln wird schnell klar, dass der Brooks aufgrund seiner Bauweise ohne dicke Polsterung einiges an Gewicht spart.
Langlebigkeit
Verschiedenste Brooks Farradsattel Tests in der ganzen Welt haben es bewiesen: Der B-17 ist und bleibt beinahe unkaputtbar. Auch wir kennen einige Radfahrer die ein und denselben Sattel schon seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten verwenden und ihre Entscheidung nie bereut haben.
Sofern du das Leder des Sattels regelmäßig mit Lederfett eingeschmierst, bleibt die Oberfläche geschmeidig und gleichzeitig resistent gegen Witterungseinflüsse.
Preis
Der Brooks B-17 ist garantiert kein Schnäppchen und damit sicherlich nicht der perfekte Sattel für jeden. Der B-17 wird in dieser Form schon seit über 100 Jahren hergestellt und hat sich vor allem aufgrund seiner enorm hohen Lebensdauer und seines Komforts bewährt.
Wenn du bereit bist, das einmalige Investment in den Sattel zu tätigen und ihn regelmäßig pflegst, wirst du deinen Kauf nicht bereuen. Über die durchschnittlich sehr lange Lebensdauer relativiert sich der Preis gravierend.
Extra Komfort

Brooks Flyer Sattel Test
Der Brooks Flyer Sattel ist ein klassischer Sprungfedersattel für erhöhten Sitz- und Fahrkomfort. Auch erhältlich in einigen stylischen Sondereditionen.
Komfort
Der Brooks Flyer besitzt zwei Federn, die leichte Bodenwellen besser ausgleichen können als der B-17 ohne Federung. Gerade auf unebenen Strecken oder auf gepflasterten Straßen macht sich die zusätzliche Federung bezahlt.
Verwendung
Prinzipiell eignet sich auch der Brooks Flyer sowohl zum Pendeln als auch für längere Touren. Vor allem für Touren mit langen Tagesetappen ist der Flyer gut geeignet.
Gewicht
Aufgrund der Federn ist der Flyer etwas schwerer als der B-17. Mit einem Gewicht von rund 860 Gramm ist er zwar kein Leichtgewicht mehr aber wiegt dennoch meist weniger als gepolsterte Komfortsättel.
Übrigens: Den Flyer gibt es auch speziell für Frauen als "Flyer S". Diese Version ist mit 800 Gramm etwas leichter, ist dafür an das weibliche Becken angepasst. Die Sitzfläche ist etwas breiter und kürzer als die des Flyer.
Langlebigkeit
An der Langlebigkeit ändert sich zwischen den einzelnen Modellen nichts. In unserem Brooks Fahrradsattel Test ist das Leder bei entsprechender Einfettung beinahe unzerstörbar und äußerst langlebig.
Preis
Preislich liegt der Brooks Flyer meist irgendwo zwischen 70 und 120€, abhängig von dem Modell. Schließlich werden auch Sondereditionen wie der Flyer Aged mit einer besonders schönes Patina, der Flyer Imperial mit schwarzem Glattleder oder der Flyer Speziel mit Kupfer- statt Stahlnieten angeboten.
Weitere Sättel von Brooks
Ein weiterer Klassiker von Brooks ist das Modell B67, der modernen Variante des B66, der erstmals vor mehr als 90 Jahren erschien. Der Brooks B67 Sattel ist ein zeitloser Sprungfedersattel mit Chromfedern, die ihn etwas glänzender erscheinen lassen als die meisten anderen Modelle.
Der Brooks Cambium ist der wohl modernste Sattel der Firma. Seine Oberfläche besteht nicht aus Leder, sondern aus Nylon oder einer Kunstharzmischung, die auch mehrere Hundert Kilometer eingefahren will, bevor sie sich dem Gesäß anschmiegt.

Der Brooks Cambium an einem Rennrad - Foto: Richard Masoner / Flickr
Für besonders hohen Fahrkomfort ist der B135 geeignet. Dieses Exemplar kommt mit einer aufwendigen Feder- und Spannungskonstruktion, um ihn maximal bequem zu machen. Der B135 ist genau deshalb bestens für schwerere Fahrerinnen und Fahrer geeignet, die bei schwach geferderten Sätteln über Rückenschmerzen klagen.
Relevant: Noch mehr SÄttel anderer Hersteller
Umgang mit den Brooks Sätteln
- 1Brooks Sättel bestehen aus einem Obermaterial, das sich nicht gleich von der Stange an perfekt anfühlt. Meist ist es ein Leder, das eingefahren werden will, bevor es sich an deinen Körper anschmiegt. Genau wie eine gute Lederjacke musst du den Sattel eine Weile nutzen, bevor er seine gesamte Geschmeidigkeit entfalten kann.
- 2Die Spannung im Leder kann mithilfe einer Schraube nachjustiert werden. Wenn der Sattel zu dir nach Hause kommt, sollte er etwa 6 Monate lang die optimale Spannung aufweisen. Das Leder sollte ein relativ flaches Profil aufweisen. Stellst du fest, dass es nach 6 oder 12 Monaten etwas an Spannung verloren hat, solltest du das Stahlgestänge des Sattels justieren.
- 3Die Frage, wie oft man den Sattel einfetten sollte, ist extrem häufig. Frisch aus der Herstellung muss der Sattel gar nicht eingeschmiert werden. Erst nach 6 Monaten bedarf es etwas Lederfett, um den Sattel vor dem Austrocknen zu schützen. Trotzdem kann der Sattel eingefettet werden, um ihn etwas schneller geschmeidig zu machen.
Der Brooks Sattel ist in der Regel ganz sicher kein Mercedes unter den Sätteln. Denn er ist seinen Preis wert und lebt in der Regel doppelt so lange, ohne jemals in die Werkstatt zu müssen.
Der B-17 ist ein eher preiswertes Modell. Langstreckenfahrer kaufen den Team Pro(fessional) und erfreuen sich damit über sehr viele Jahre (problemlos 20-30 Jahre) eines Komforts, den kein anderer Sattel bieten kann. Ob Sie Kurzstrecken oder Langstrecken fahren, ist dabei ziemlich unbedeutend.
Dass der Sattel erstmal kein Fett braucht, ist die Meinung vieler unwissender, die dann auch schreiben, dass es 1’000 oder mehr Kilometer braucht, um diesen Sattel einzufahren.
Profis fahren den Sattel innerhalb von ca. 100-150 km so ein, dass danach 100 km Touren mit ungepolsterten Hosen (mehr dazu später) problemlos möglich sind. Das geht so:
Neuen Sattel auf Sattelstütze aufbauen. Sattel in ca. 60 Grad heisse Schmierseifenlauge eintauchen. 1 Stunde in dieser Seifenlauge lassen. Nassen Sattel auf Fahrrad montieren und mit einem Plastiksack überstülpen (damit der Po nicht nass wird). Nun mit ungepolsterter Hose ca. 30 km weit fahren. Dann den Sattel richtig trocknen lassen. Jetzt mit Brooks Sattelfet unten dick einschmieren, so dass überall noch dicke Fettränder vorhanden sind. Sattel oben ganz leicht mit dem gleichen Fett einschmieren. Sobald das Fett richtig eingezogen ist (unten geht nie alles rein), oben mit einem Lappen trocken wischen, notfalls, wenn Sie zuviel aufgetragen haben, polieren. Nun die nächsten 2-3 Touren zu je 30 km fahren. Nun nochmals unten dick einschmieren und oben ganz leicht. Wieder trocknen. Nach allerspätestens 150 km ist der Sattel ein Spiegelbild deines Ar…
Ungepolsterte Hose: 30 Jahre habe ich alles versucht. Extrem teure Gel-Sättel. Die teuersten, gepolsterten Hosen der führenden Marken Assos, Pearl-Izumi usw.). Nichts hat je verhindert, dass ich allerspätestens nach 100 km kaum mehr auf dem Sattel hocken konnte. Und dann habe ich ein Aarios-Velo gekauft. Handmade Switzerland. Und der Fabrikbesitzer hat mir genau das alles erklärt, was ich oben geschrieben habe. Und dann hatte ich mein Aha Erlebnis:
Mit meinem Spezializied Epic Carbon Bike, vollgefedert, Gel Sattel, gepolsterter Hose usw. konnte ich knapp 100 km fahren, bis ich meinem Po rücksichtshalber die Heimfahrt mit dem Zug gönnte.
Mit meinem Aarios Discovery, Stahlramen, ungefedert, Brooks Professional Sattel und Wanderhosen gelingt mit eine 150 km Tour ohne Schmerzen.
In der Zwischenzeit hat auch mein Bike einen Brooks Professional Sattel und meine gepolsterten Hosen sind in der Kleidersammlung gelandet.
Wenn der Sattel 1-2x pro Jahr mit einem ganz dünnen Film von Brooks Lederfett eingestrichen und ev. anschliessend poliert wird, dann ist es problemlos möglich, das Bike 1-2 Tage im Regen stehen zu lassen, da der Sattel so nur oberflächlich nass wird. Bei längeren Standzeiten empfiehlt sich eine Sattelhülle. Mein Sattel wird regelmässig einmal im Jahr von unten dick mit dem Sattelfett eingeschmiert, so wird er immer flexibel bleiben. Das ist alles, was ich an Pflege mache.
Dass Brooks die Möglichkeit schafft, den Sattel nachzuspannen, hängt damit zusammen, dass einige Benutzer 15’000 und mehr km pro Jahr unterwegs sind. Da kann es schon sein, dass man den Sattel nach 2 Jahren mal nachspannen muss. Dem Normalverbraucher wie mir, der knapp 2’000 km pro Jahr fährt, wird das in der Regel erspart bleiben.
Hi Raphael,
danke für deine wertvollen Tipps im Umgang mit dem Sattel. Ich bin mir sicher, dass du damit vielen Leuten weiterhilfst, klasse!
Hallo Raphael, danke für deinen Tipp mit der Sattelbehandlung, um die Einfahrzeit zu verkürzen. Aber wie wirkt es sich eigentlich auf die färbe des Leders aus, wenn ich den Sattel 1 Stunde in heißer Seifenlauge bade ? Geht da nicht die Farbe raus ?
Schöne Grüße, Jürgen
Ciao Raphael. Toller Artikel, ich habe seit Jahren mit denselben Sitzproblemen zu kämpfen. Hätte noch Fragen zu deiner Lösung. Mach mir doch bitte ein Mail. Vielen Dank. Gruss Bruno / b.wicki (at) swissonline.ch