Fahrradsattel Test und Kaufratgeber für den perfekten Sitz

Jeder, der schon mal auf dem Fahrrad saß, kennt es – der Fahrradsattel ist meistens nicht unsere Komfortzone.

Profis sitzen stundenlang auf ihren harten Sportsätteln, für den Hobbyradler wird die Fahrt selbst auf dem neuen Trekkingrad mit Komfortsattel nach spätestens einer halben Stunde unerträglich.

Neben dem Gewöhnungsaspekt kommt es vor allem auf die Wahl des perfekten Sattels an. Ein perfekter Sattel passt wie angegossen und gewährt unserer individuellen Anatomie einen sicheren Halt.

In unserem Fahrradsattel Test haben wir einige Modelle unterschiedlicher Hersteller und für verschiedene Einsatzzwecke geprüft. Anschließend erfährst du, wie du ganz leicht deine Sitzknochenbreite ermitteln kannst, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.


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Fahrradsattel Test nach Hersteller

Einigen Herstellern eilt ihr Ruf voraus. In unserem Fahrradsattel Test haben wir uns verschiedene Marken angesehen und einige der Bekanntesten geprüft. Wir sind bemüht die Liste kontinuierlich zu erweitern und freuen uns auf Anregungen zu bestimmten Herstellern.

Brooks Fahrradsattel Test – Der Mercedes unter den Sätteln
Brooks Sättel sind unter den Fahradsätteln so etwas wie die Gibson Les Paul unter den Gitarren oder der Mercedes unter[...]

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Fahrradsattel Kaufratgeber

Fahrradsattel Kaufratgeber

Foto: J. Lekavicius / shutterstock.com

Auf was kommt es bei der Wahl des perfekten Fahrradsattels eigentlich an? Folgende Eigenschaften der Sättel solltest du überdenken.

Wir erklären dir, wie du bei deinem Fahrradsattel die richtige Wahl triffst und maximalen Komfort erreichst.

Die intensive Nutzung des Fahrrades als tägliches Fortbewegungsmittel bzw. als Freizeitsportgerät hängt in großem Maße vom Fahrkomfort ab. Niemand sitzt längere Zeit auf dem Fahrrad, wenn nach wenigen Minuten im Sattel der Hintern schmerzt.

Bevor das Fahrrad aber wieder ganz in der Garage verschwindet, werden meist noch verschiedene Sättel ausprobiert: Schmal, breit, lang, gefedert, Schienen, Rahmen, dicke Polsterung usw.

Alles wichtige Faktoren, die für den Sitzkomfort eine Rolle spielen.

Breite 

Die Sattelbreite ist die Basis für die richtige Unterstützung und optimalen Komfort. Das Gesäß eines jeden Menschen ist unterschiedlich. Auch der Abstand zwischen den Sitzknochen ist bei allen Menschen anders.

Somit ist der perfekte Fahrradsattel exakt so breit, dass die Sitzknochen genau auf dieser Polsterung aufsetzen. Viele Marken bieten ihre Sättel daher in variablen Breiten an. 


Polsterung 

Das richtige Maß an Polsterung hängt von mehreren Faktoren ab. Fahrer, die in normaler Kleidung, ohne zusätzliche Polsterung, fahren, brauchen logischerweise mehr Polsterung, als Fahrer, die z.B. gepolsterte Shorts verwenden. Auch bedeutet weicher nicht immer gleich besser. Eine festere Polsterung unterstützt meist besser, da sie sich trotz Gewicht und Länge der Fahrt nicht zu sehr komprimiert.


Schienen 

Die meisten Sättel verwenden Schienen für die Befestigung am Rad. Schienenmaterialien können von Metallen wie Stahl oder Titan bis zu Kohlenstoff reichen. Mit Stahl hat man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, Titan ist ideal für Schwingungsdämpfung und Kohlefaser bietet minimales Gewicht.


Länge 

Auch eine optimale Länge des Sattels ist wichtig, die es erlaubt, vor und zurück zu rutschen. Dadurch schaffst du Abwechslung in der Sitzposition und kannst auf langen Touren mehrmals die Position auf dem Rad ändern und so Überlastungen vorbeugen. In einem Fahrradsattel Test solltest du deine bevorzugte Länge des Sattels selbst ermitteln. Während die Breite in erster Linie von deiner Anatomie abhängt, ist die Länge Sache der Präferenz.


Tiefe 

Wenn du Probleme dabei hast, deinen Sitz hoch oder niedrig genug einzustellen, kann die Satteltiefe eine Rolle spielen. Diese macht einen Unterschied von bis zu 1 cm.


Rahmen 

Ein weiterer und meist unterschätzter Aspekt des Komforts ist die Flexibilität im Rahmen des Sattels. Wenn der Rahmen des Sattels gute Stoßdämpfungseigenschaften hat, ist eine dicke Polsterung weniger erforderlich. Ein festerer Rahmen erlaubt einen besseren, kraftvollen Antritt.


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Die individuelle Sattelbreite

Sattelbreite

Foto: I Love Coffee dot Today/ shutterstock.com

Nur wenn der Sattel die richtige, für deine Anatomie und deine Einsatzzwecke geeignete Breite besitzt, wirst du dich auf ihm wohlfühlen. Du kannst deine Sitzknochen ganz leicht selbst vermessen und die Sattelbreite anhand dessen ermitteln.

Gibt es den optimalen Sattel überhaupt? 

Um den passenden Sattel für dich zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder du führst deinen eigenen Fahrradsattel Test durch und nimmst dazu einfach im Sattel Platz und probierst verschiedene Modelle aus oder du möchtest es ganz genau wissen und lässt deine Sitzknochen vermessen.

Der passende Sattel mit der Sitzknochenvermessung

Die Angabe der Sattelbreite ist immer die effektiv nutzbare Sitzfläche, nicht die Gesamtbreite. Die nutzbare Fläche des Sattels sollte maximal ausgenutzt werden.

Du überprüfst die Breite eines Sattels, indem du an der breitesten Stelle des Sattels eine Art Maßhilfslinie anlegst. Nutzbar ist die Fläche bis zu den Außenpunkten, ab denen der Sattel mehr als 1cm nach unten abfällt. Die niedrige Seitenteile des Sattels kommen mit dem Gesäß nicht in Berührung und sind daher für die Sitzknochenbreite nicht relevant.

Für die Vermessung der Sitzknochen benötigst du eine Wellpappe oder irgendein anderes Material, auf dem du einen sichtbaren Abdruck hinterlassen kannst.

Gehe dann wie folgt vor:

  • Lege die Messpappe auf einen harten erhöhten Untergrund (Stuhl oder Tisch)
  • Setze dich auf die Pappe
  • Mache jetzt ein Hohlkreuz und stelle zusätzlich deine Zehenspitzen auf den Boden. Alternativ kannst du sie auf einem Hocker abstellen. Auf diese Art treten die Sitzknochen stärker hervor.
  • Um Mehr Druck auf die Pappe auszuüben, kannst du dich mit den Händen an den Stuhl oder an den Tisch heranziehen.
  • Stehe auf und vermesse den Abstand der hinterlassenen Abdrücke.

Anhand der Messwerte kannst du die optimale Sattelbreite für unterschiedliche Ansprüche ermitteln, je nachdem, ob du sportlich, moderat oder bequem unterwegs sein willst.

Es gilt:

  • Bequeme Sitzposition: Dein Knochenabstand plus 4 cm
  • Bequem bis moderat: Abstand plus 3 cm
  • Moderat: Abstand plus 2 cm
  • Sportlich: Abstand plus 1 cm

Männer und Frauen unterscheiden sich nicht zwingend durch die Größe ihres Sitzknochenabstandes und damit der Sattelbreite. Wesentlicher Unterschied ist die Anatomie des weiblichen und des männlichen Beckens. Bei Frauen kann der Schambeinbogen nämlich schmerzhaft auf die Sattelspitze drücken.

Bei Männern hingegen ist der Bereich der Prostata eine kritische Stelle. Oft berichten Radfahrer von einem Taubheitsgefühl im Genitalbereich.

Die Sattelform sollte sich aus diesem Grunde nach dem Sitzknochenabstand sowie nach der Sitzposition richten. Entscheidend ist, dass die empfindlichen Stellen beim Sitzen im Sattel entlastet werden.


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Prostata-Fahrradsattel für Männer

Fahrradsattel Prostata

Foto: Sarit Wuttisan / Shutterstock.com

Die Prostata und das Radfahren

Die Lage der Prostata in der Mitte der Leiste sorgt dafür, dass diese empfindliche Drüse mitten auf der schmalen Sattelspitze aufliegt. Es wird angenommen, dass sich ein gesunder Radfahrer keine übermäßigen Sorgen bei der Wahl des Sattels machen muss - die durch das Radfahren ausgelösten Probleme sind in aller Regel temporärer Natur. Taubheitsgefühle, Erektionsstörungen oder Inkontinenz vergehen meist wieder, sobald der Drüse die nötige Ruhe gegönnt wird. Eine Korrelation dauerhafter Probleme dieser Art scheint nach aktuellem Konsens nicht auf häufiges Radfahren rückführbar zu sein.

Eine bekannte Studie von Hollingworth et al. aus dem Jahr 2014 legt jedoch nah, dass Männer über 50, die regelmäßig viel Radfahren ein häufigeres Risiko hätten, an Prostatakrebs zu erkranken. Hollingworth geht anhand der Studienergebnisse von einer Kausalität der beiden Sachverhalte aus, ergänzt jedoch, dass diese Erkenntnisse weiteren Untersuchungen bedürfen, bevor eine wissenschaftlich fundierte Aussage darüber möglich sei.

Lösungsansätze

Um die Symptome einzudämmen, gibt es mehrere Ansätze, die die Prostata schonen.

Die richtige Sattelposition finden

Schmal geschnittene Fahrradsattel mit einer schmal zulaufenden Sattelspitze sind zwar sehr sportlich und sorgen für eine hohe Kontrolle über das Rad, üben aber starken Druck auf den Schritt aus.

Um das Maximum aus einem Sattel rauszuholen, solltest du deinen eigenen Fahrradsattel Test machen und dich dabei der waagerechten Auslage des Sattels vergewissern. Nur wenn der Sattel waagerecht in der Sattelstütze klemmt, wird die Last gleichmäßig auf das Gesäß- und den Dammbereich verteilt. Ein sich nach vorne erhebender Sattel erhöht den Druck auf die Prostata, ein nach vorne abfallender Sattel lässt dich langsam aber sicher nach vorne rutschen.

Die richtige Sattelform finden

Ein Fahrradsattel, der die Prostata gezielt schont, besitzt immer eine Aussparung in der Mitte des Sitzes. Ein Prostata-Fahrradsattel stützt den Beckenboden, ohne dass die Last auf der Drüse verweilen muss. Dazu gibt es einerseits Sättel mit einer leichten Rille, andererseits auch solche, die mittig eine komplett freie Spalte besitzen. Zu guter Letzt gibt es auch Modelle, die keine Sattelspitze mehr besitzen und eine mittige Aussparung haben, um die Prostata so sehr wie möglich zu schonen.

Solche speziellen Sättel haben entweder zwei separate Polster an der hinteren Sitzfläche oder eine durchgehende Sitzfläche. Beide Varianten eint die Abwesenheit einer konkreten Sattelnase.

Mit einem speziellen Prostata-Sattel fahren

Radfahrer, die ihr ganzes Leben mit einem Sattel mit Sattelspitze gefahren sind, haben teilweise ein paar Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung an den neuen Sattel ohne die zusätzliche Sattelnase zwischen den Beinen. Bereits nach kurzer Zeit wirst du dich an das neue Fahrgefühl gewöhnen und die Balance auf dem Sattel finden.


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Unser Fazit zum perfekten Sattel

Der perfekte Fahrradsattel

Foto: Kozhukalo Volodymyr / Shutterstock.com

Es ist nicht unmöglich aber eben auch kein leichtes Unterfangen, einen zu dir passenden Sattel zu finden. Hier findest du unser Resümee zu der Thematik.

Den perfekten Fahrradsattel zu finden, kostet Mühe und Geduld

Manchmal ist sogar ein beinahe ungepolsterter Sattel (z.B. ein Ledersattel) bequemer als einer, der besonders dick aufträgt. Viel Polster heißt nicht immer automatisch viel Komfort.

Auch die Rahmenschiene des Sattels und die damit verbundene Federung spielt eine große Rolle. Ein bequemer Fahrradsattel sollte mehr bieten als nur ein weiches Gefühl auf den ersten 500 Metern einer Fahrt.

Durch eine Sitzknochenvermessung lässt sich der perfekte Sattel, oder vielmehr die Sattelbreite, ermitteln. Je nach Sitzhaltung und Fahrstil gibt es eine optimale Sattelbreite.

Abhilfe schaffen also nicht spezielle Damen-, Herren- und Unisexsättel, sondern vor allem die Auswahl einer genauen Sattelbreite und -größe. Je nach Einsatzbereich beziehungsweise Fahrradtyp unterscheiden sollten sich die Sattelformen deutlich unterscheiden. Eine One-Size-fits-All-Herangehensweise ist daher definitiv die falsche Strategie, um einen präzise auf dich zugeschnittenen Sattel zu finden.

Davon mal abgesehen ist schmerzfreies Sitzen nach einer Weile auf dem Rad selbst bei einem guten, geeigneten Sattel nicht undenkbar. Es kommt vor allem auf die eigene Belastungsgrenze und die Gewöhnung an den Sattel an. Auch professionellen Radfahrer, die lange nicht in die Pedale getreten haben, schmerzt zunächst das Gesäß. Als wir unterschiedliche Fahrradsättel getestet haben, konnten wir bei manchen Sätteln erst nach mehreren Hundert Kilometern einen Gewöhnungseffekt bemerken.

Schließlich besteht das menschliche Gesäß zum Großteil aus Muskulatur. Und Muskeln müssen sich immer an Belastungen gewöhnen, indem sie trainiert werden. Deshalb ist es völlig normal, wenn der Hintern auf den ersten Touren schmerzt – bei den Profis genauso wie bei den Hobbyradlern.

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