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Handlettering und Kalligraphie lernen mit dieser Anleitung

Seit Jahrtausenden nutzt die Menschheit Schriftzeichen, um Gedanken und Gefühle zu vermitteln sowie um von Geschehnissen zu erzählen. Von der Höhlenmalerei über Hieroglyphen und asiatische Schriftzeichen bis hin zur arabischen und lateinischen Schrift ist das geschriebene oder auch gemalte Worte fester Bestandteil des Lebens.

Buchdruck, Schreibmaschine und schließlich der Computer folgen auf dem Fuße. Heute bestimmt das gedruckte Wort den Alltag. Trotzdem ist die Handschrift noch nicht ausgestorben.

Im Gegenteil, mit Handlettering und Kalligraphie erlebt sie ein Revival. In Schönschrift verzierte Grußkarten haben etwas Persönliches. Sie stechen aus dem vorgefertigten Raster der Tastenanschläge heraus.

Es hat schon seinen Grund, dass Dokumente noch von Hand unterschrieben werden: Die individuelle Handschrift ist schwerer zu fälschen als ein Ausdruck. So sind auch Handlettering und Kalligraphie unverfälschte Ausdrucksformen mit persönlichem Touch.

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Das passende Zubehör für Kalligraphie

Im Grunde bedeutet Kalligraphie nichts anderes als Schönschrift. Der Begriff leitet sich vom griechischen „καλός” bzw. „kalós“ für „schön“ und „γράφειν” bzw. „gráphein“ für „schreiben“ oder „zeichnen“ ab. Doch mit der Handschrift im Alltag auf dem Rückzug müssen viele das Handschreiben erst wieder lernen – von der Schönschrift ganz zu schweigen.

Im letzten Jahrhundert wurde Schönschrift noch in der Schule unterrichtet, wie einige von ihren Großeltern noch erfahren haben. Mit der Zeit sind diese Stunden dem Zehn-Finger-Tippen und schließlich ganz den Computerkursen gewichen.

Die Folge: Wie ein Fremdkörper liegt der Federhalter oder Tuschestift heute in der Hand. Doch genau solche Schreibgeräte fernab der Digitalisierung brauchst du, um Kalligraphie zu lernen.

Hier gibt es einen ersten Vorgeschmack auf die Möglichkeiten des Handletterings:

Benötigte Materialien

  • Federhalter
  • unterschiedlich starke Federn
  • Tinte im Fass (Chinatusche)
  • glattes Papier
  • Übungsbögen mit Hilfslinien
  • Weicher Lappen, der nicht fusselt
  • Reinigungsalkohol

Schreib ja nicht mit dem Kugelschreiber

Manch einer erinnert sich vielleicht, dass Oma einst geschimpft hat, man solle nicht mit dem Kugelschreiber schreiben. Das ruiniere das Schriftbild.

Insbesondere wenn es um Kalligraphie geht, hat sie Recht. Denn beim Schönschreiben muss das Schreibgerät locker-leicht über das Papier gleiten. Die Buchstaben werden gezeichnet, nicht gemeißelt. Den Kuli drückt man hingegen ins Papier. Statt mit der Mine wird bei der Kalligraphie daher mit der Feder geschrieben.

Besorge dir einen passenden Federhalter

Damit ist allerdings nicht der herkömmliche Füllhalter mit Patrone gemeint, sondern ein Federhalter, der in das Tintenfass getaucht wird.

Federhalter sowie aufsteckbare Federn verschiedener Stärke kannst du Online, beim Künstlerbedarf oder im Bastelladen kaufen. 

Für moderne Kalligraphie werden Spitzfedern genutzt. Doch auch Federn mit breiter Spitze haben ihren Reiz. Durch unterschiedliche Winkel bei der Federführung kannst du interessante Effekte im Schriftbild erzielen. Um die Stärke der Schrift mit der Spitzfeder zu variieren, kommt es auf wohldosierten Druck an.

Übungspapier speziell für die Kalligraphie

Um Übung kommst du beim Kalligraphie lernen nicht herum. Zu diesem Zweck findest du im Netz praktische Übungsbögen, die du unter das Papier legen kannst. Achte daher darauf, dass das verwendete Papier leicht transparent ist.

Auf den Übungsbögen sind waagerechte Hilfslinien zu finden, die als Orientierung für die richtigen Proportionen zwischen Groß- und Kleinbuchstaben dienen. Einige Übungsbögen verfügen darüber hinaus über schräge Hilfslinien. Denn im Gegensatz zur Druckschrift hat Handschrift eine Neigung, die entlang dieser schrägen Linien verläuft

Damit die Übungsbögen unter dem Papier nicht verrutschen, kannst du sie mit Klebestreifen auf deiner Schreibtischunterlage befestigen.

Welche Tinte eignet sich zur Kalligraphie?

Bei der Kalligraphie wird der Federhalter in das Tintenfass getaucht.

Die verwendete Tinte ist jedoch in aller Regel nicht die blaue Tinte, die in aufziehbare Füllfederhalter kommt, sondern schwarze Zeichentusche. Sie wird auch als Chinatusche, India Ink oder Sumi Ink vertrieben.

Tinte auf Wasserbasis für den Füller ist nicht lichtecht, wasserlöslich und recht dünnflüssig. Sie zeichnet sich durch ungleichmäßiges Trocknen aus, so dass die Farbe nicht überall gleich intensiv ist.

Tusche hingegen enthält neben hochwertigen Farbpigementen noch Bindemittel, die sie dickflüssiger und beständiger gegen Licht und Wasser machen. Für den herkömmlichen Füller ist sie zu dickflüssig, doch für Kalligraphie ist sie genau richtig.

Tipp: Nicht alle Tuschen sind wasserfest. Lies dir daher das jeweilige Etikett genau durch.

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Schreibutensilien und Arbeitsplatz vorbereiten

Kalligraphie ABC

Foto: De Repente / Shutterstock.com

Um neue Federn im Lager vor Rost zu schützen, überziehen sie die Hersteller mit einer dünnen Fettschicht.

Diese verhindert jedoch auch, dass die Zeichentusche ohne Probleme über die Federspitze fließen kann. Daher muss die ölige Schicht vor dem Schönschreiben runter. Dazu tauchst du die Feder in etwas Reinigungsalkohol und tupfst sie anschließend mit einem weichen Lappen vorsichtig trocken.

Tipp: Wenn du keinen Reinigungsalkohol zu Hause hast, kannst du alternativ auf Seifenwasser zurückgreifen, um den öligen Film von der Feder zu entfernen.

Nun geht es daran, den Arbeitsplatz zum Kalligraphie lernen einzurichten. Das Tintenfass sollte gut erreichbar auf der rechten Seite stehen, wenn du Rechtshänder bist oder links, wenn das deine dominante Hand ist. So vermeidest du, jedes Mal wenn du die Feder eintauchst, unnötige Spritzer auf dem Schriftgut.

Schaffe außerdem ausreichend Platz, so dass du die Hand frei bewegen kannst. Die Schwünge bei der Kalligraphie kommen übrigens nicht nur aus dem Handgelenk, sondern aus dem ganzen Arm – dementsprechend ist Freiraum auf dem Schreibtisch gefragt.

Finde eine komfortable, aber aufrechte Sitzposition, in der du ruhig und gleichmäßig atmen kannst. Sowohl das Verkrampfen der Hand als auch das Luftanhalten blockieren dich beim Schreiben.

Fassen wir zusammen. Du solltest:

  • check
    Die Feder startklar machen
  • check
    Eine praktische Anordnung des Arbeitsplatzes einhalten
  • check
    Dir Platz zum Drehen des Sketches und zum Ausholen des Arms schaffen
  • check
    Eine aufrechte Position einnehmen

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Übungen für Kalligraphie-Einsteiger

Kalligraphie lernen

Foto: Natalia Lebedinskaia / Shutterstock.com

Um ein Gefühl für das Schreiben mit der Feder zu bekommen, solltest du vor dem eigentlichen Zeichnen von Buchstaben mit Strichen und Schwüngen beginnen. So merkst du recht schnell, wie sich der Schreibwinkel auf die Züge auswirkt: Wann entsteht eine dünne Haarlinie und wann ein breiter Strich? Außerdem bekommst du mit den Bogen heraus, wie du mit Druck beim Schreiben umgehen musst.

Folgende Grundlagen gilt es zu verinnerlichen:

  • Führe den Federhalter im 45 Grad Winkel über das Papier.
  • Einen Aufstrich (Strich nach oben) bringst du locker aufs Papier.
  • Beim Abstrich (Strich nach unten) wird leichter Druck ausgeübt.
  • Federstärke sowie Druck bestimmen die Breite der Striche.

Wenn du diese Basics drauf hast, kannst du dich den eigentlichen Buchstaben zuwenden.

Vor allem Einsteiger tun sich leichter, wenn sie zunächst nach Vorlagen arbeiten. Im Internet findest du schöne Kalligraphie-Schriftarten, die du Buchstabe für Buchstabe erlernen kannst. Übung macht den Meister.

Wenn dir das Aussehen der Buchstaben gefällt und sie immer wieder gleichbleibend sowie mühelos aus der Feder fließen, kannst du anfangen Worte zu konstruieren.

Um ein möglichst gleichmäßiges Schriftbild zu erreichen, sollten sowohl die Ober- als auch die Unterlängen gleich lang sein. Achte außerdem auf gleichgroße Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben und etwas größere Abstände zwischen einzelnen Worten.

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Wie unterscheidet sich Handlettering davon?

Handlettering Beispiel

Foto: shinshila / Shutterstock.com

Viele dieser Grundregeln gelten auch fürs Handlettering, obwohl anderes Schreibwerkzeug zum Einsatz kommt. Statt mit der Feder zu schreiben, wird mit Tuschestift gezeichnet.

Beim Handlettering hast du noch mehr Gestaltungsfreiheit. Jeder Buchstabe versteht sich als Kunstwerk mit ganz individuellen Ausschmückungen.

Tuschestifte mit flexibler Pinselspitze reagieren empfindlich auf Druck, wodurch sich die Stärke der Linien verändert. Um ein Gespür für das Zeichenverhalten des Tuschestiftes zu bekommen, solltest du auch mit ihm zunächst einfache Striche und Schwünge ausführen.

Daneben gibt es Stifte mit fester Keilspitze. Beim Gestalten ähnelt das Verhalten dem einer breiten Feder. Je nachdem, ob der Tuschestift mit der breiten Seite oder der Ecke aufs Papier gebracht wird, entstehen dünne oder breite Linien. Um ein gleichmäßiges Schriftbild zu erhalten, sollte allerdings stets gleichstark Druck ausgeübt werden. Die Strichstärke kommt allein durch den Schreibwinkel zustande.

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Ideen für Handlettering und Kalligraphie

Bevor du ganzen Grußkarten deine persönliche Handschrift verleihst, kannst du mit kleineren Projekten beginnen. Handgeschriebene Geschenkanhänger, Etiketten und Namensschilder bieten sich genauso zum individuellen Gestalten an wie Grußbotschaften und sie zaubern dem Beschenkten bestimmt ebenso ein Lächeln auf die Lippen.

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