MIG Schweißen lernen für Anfänger
Das MIG (Metallschweißen mit inerten Gasen) ist ein äußerst beliebtes Schweißverfahren, das zum Verschweißen von Nichteisenmetallen eingesetzt wird. Dadurch, dass das Verfahren verhältnismäßig leicht umzusetzen ist, wird es oft von Hobbyschweißern gegenüber anderen Schweißverfahren bevorzugt.
In dieser Anleitung erfährst du alles, was du zum MIG Schweißen benötigst.
Grundlagen des MIG Schweißverfahrens

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Beim MIG Verfahren handelt es sich um ein Lichtbogenschweißverfahren, bei dem Metalle durch Erhitzen mit einem Lichtbogen zwischen der Drahtelektrode und dem Werkstück verbunden werden.
Die Elektrode wird durch den Brenner geführt, der wiederum mit dem Schweißgerät verbunden ist. An der MIG Schweißpistole wird zusätzlich ein Schutzgas freigesetzt, das den Lichtbogen und die Schweißnaht vor der Oxidation schützt.
So können hochqualitative Ergebnisse selbst von Heim- und Hobbyschweißern erzeugt werden.
Vorteile des MIG Schweißen

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Das MIG Schweißen hat einiges zu bieten - vor allem für Hobbyschweißer. Nachfolgend die wichtigsten Vorteile in der Übersicht.
Kosten
Dieses Schweißverfahren ist verhältnismäßig günstig. Unter 500 Euro findest du garantiert ein hochwertiges Schweißgerät, das sich für unterschiedlichste Ansprüche eignet. Die meisten zu empfehlenden Geräte beginnen bei etwa 250 bis 300 Euro aufwärts.
Einfach zu lernen
Im Grunde genommen kann jeder das MIG Schweißen lernen. Die Handhabung des Geräts ist kein Hexenwerk, sondern lässt sich in wenigen Minuten nachvollziehen und lernen. Das meiste wirst du bereits in diesem Artikel lernen.
Produktivität und Effektivität
Darüber hinaus ist dieses Verfahren auch noch ziemlich flott. Die Nachbereitung der Schweißnähte entfällt beinahe komplett und macht das MIG so effektiv. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist dementsprechend hoch.
Sauberkeit und Qualität
Durch das Schutzgas wird die Schmelze vor der Oxidation geschützt. Das Gas schirmt die Schweißnaht vor dem umgebenden Luft ab, sodass ihre Stärke nicht beeinträchtigt wird. An der Naht entsteht keine Schlacke, die du mit einem Schweißhammer abklopfen musst. Dadurch, dass die Elektrode kontinuierlich abschmilzt, ist ein gleichmäßiges und kontinuierliches Ergebnis möglich.
Alternative: Das WIG-Schweißverfahren
Einrichten des Schweißgeräts

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Das Schweißgerät will richtig eingestellt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Mit den falschen Materialien oder den falschen Einstellungen wirst du keine Freude haben.
Schweißdraht: Grundlagenwissen
Der Schweißdraht muss in das Schweißgerät eingespeist werden, damit die Drahtversorgung an der Schweißpistole kontinuierlich fortlaufen kann. Da die Elektrode stetig abschmilzt, sparst du dir das häufige Wechseln.
Der Draht ist auf eine Spule gewickelt, die sich selbst abwickelt, sodass selbst lange Schweißnähte ohne Unterbrechungen erstellt werden können. Die genaue Auswahl des Drahts erfolgt immer in Hinblick auf das zu verbindende Material. Durchmesser und Material richten sich an der Materialstärke des Werkstücks und der Spaltbreite aus.
Größe des Drahts
Die meisten Drähte beim MIG Schweißen besitzen einen Durchmesser von 0,8 bis 1,2 mm, wobei auch besonders dicke Drähte mit 1,6 mm oder besonders dünne mit 0,6 mm Durchmesser keine Seltenheit sind. Drähte mit einem Durchmesser von 0,6 mm eignen sich vor allem für kleinere Schweißgeräte und dünne Bleche. Soll es etwas massiver sein, benötigst du einen dickeren Draht.
Einen guten Kompromiss zwischen Produktivität und der Verwendung eines einzigen Durchmessers für unterschiedliche Projekte stellt ein Draht mit einer Dicke von 1,2 mm dar.
In der Regel ist das Schweißgerät der limitierende Faktor bei der Wahl des Drahts. Suche deshalb nur einen Draht aus, der mit deiner Ausrüstung verarbeitet werden kann.
Einrichten des Drahts
Sobald du dich für eine Drahtstärke entschieden hast, geht es daran, ihn am Schweißgerät zu installieren.
Dabei gehst du wie folgt vor:
- 1Öffne das Schweißgerät
- 2Befestige die Drahtspule an der dafür vorgesehen Aufhängung. Der MIG Draht muss sich in Richtung der Antriebsrolle an der Unterseite der Spule befinden. Nur so ist ein gleichmäßiger Drahtvorschub möglich.
- 3Fädel nun den Draht in die Drahtvorschubeinheit ein. Beim Einfügen des Drahts durch den Einlauf der Vorschubrollen musst du darauf achten, dass der Draht nicht gebogen oder geknickt wird. Gegebenenfalls muss ein Druckknopf betätigt werden, um die Spannung auf den Draht zu regulieren.
- 4Befestige nun die Spule mit der Spulenkappe.
- 5MIG-Düse und Kontaktspitze mit einer Zange abnehmen.
- 6Drücke nun den Auslöser, um den Draht durch die Pistole zu führen.
- 7Setze die Düse und die Kontaktspitze wieder auf.
Schweißgas
Wenn du MIG Schweißen lernen willst, musst du dich auch ein wenig mit den Schweiß- bzw. Schutzgasen auseinandersetzen. Die Inertgase halten den in der Luft enthaltenen Sauerstoff von der Schweißstelle fern, damit die Schweißnaht nicht oxidiert.
Nachfolgende findest du eine detaillierte Beschreibung, wieso die Nahtstelle nicht oxidieren soll sowie eine Erklärung, welches Gas für welche Anforderungen am besten geeignet ist.
Die Oxidation macht das Werkstück porös
Oxidiertes Metall ist schwach und wird porös. Du kennst oxidiertes Metall wahrscheinlich besser unter dem Begriff "Rost". Wenn die Schweißnaht nicht oxidiert, besitzt sie eine langanhaltende Stabilität und Bindekraft.
Wenn du kein Schutzgas verwendest wird die Naht mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff und Stickstoff reagieren. Sofern du einen selbstschützenden Fülldraht verwendest, der selbst Gasbildner enthält, kannst du gewöhnlicherweise auf das Schutzgas verzichten. Allerdings ist die schützende Gasglocke, die beim Abschmelzen entsteht, nicht so beständig wie die Schutzgaszufuhr über eine Gasflasche beim MIG Schweißen. Anfänger sollten daher nicht ausschließlich mit selbstschützendem Draht arbeiten.
Gasarten
Beim MIG Schweißen kannst du unterschiedliches Gas verwenden. Am beliebtesten ist einfaches Kohlendioxid oder ein Gemisch auf Kohlendioxid und Argon.
1. Kohlenstoffdioxid
Das Kohlendioxid ist äußert beliebt und die kostengünstigste Option. Einziger Nachteil von CO2 als Schutzgas ist, dass es einen weiten Bogen gibt und der Spritzerauswurf dementsprechend hoch ist.
2. Reines Argon
Reines Argon sollte nicht zum Schweißen von Stahl verwendet werden und ist nur für Nichteisenmetalle wie Aluminium geeignet. Argon hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit, sodass die Handhabung des Brenners einer geringen thermischen Belastung ausgegesetzt ist.
3. Argon-Mischung
Eine Mischung aus Argon und Kohlenstoffdioxid ist oftmals die Gasmischung der Wahl. Je nach Anteil der beiden Gase können die Vor- und Nachteile der einzelnen Stoffe gegeneinander aufgewogen werden. Die Mischung erlaubt den Einsatz verschiedener Lichtbögen, die den Spritzerauswurf minimieren und die Wirtschaftlichkeit erhöhen.
Gassicherheit
Du musst vorsichtig sein, wenn du die Gasflasche handhabst. Alle Sicherheitshinweise müssen beachtet werden, da es sonst zu unvorhersehbaren Gefahren kommen kann. Wenn eine gefüllte Gasflasche umkippt und den Gasregler abschlägt, fliegt sie unkontrolliert durch den Raum. Achte schon beim Transportieren des Gases auf die nötigen Sicherheitsvorkehrung, dann wird sicher nichts schiefgehen.
Achte darauf, das Ventil stets langsam und vorsichtig zu öffnen. An deinem Arbeits- bzw. Schweißplatz solltest du den Gaszylinder so aufstellen, dass er fest mit einer Halterung oder einer Stütze verbunden ist.
Einstellungen des Schweigeräts
Wenn du den Draht in den MIG Schweißbrenner eingeführt hast und du mit dem Schweißen beginnst, solltest du die Spritzer entfernen, die am Brenner haften bleiben. Ein verklebter Brenner hemmt möglicherweise den Schutzgasfluss, sodass die Schweißnaht schneller porös wird. Um das Anhaften von Spritzern an der Düse zu verhindern, gibt es eine Reihe von Sprays und Gelen, die Sie auf die Düse auftragen können.
Vorderseite der Maschine
Normalerweise hat die Vorderseite Ihres MIG-Schweißgeräts eine leicht zu bedienende Nutzeroberfläche. Es gibt meist zwei Hauptschalter, die die Drahtvorschubgeschwindigkeit und die Spannungseinstellungen steuern.
Spannung
Die Spannungsverstellung richtet sich nach der benötigten Temperatur sowie der Höhe und Breite der Schweißnaht. Dünne Metallstücke werden mit einer extrem niedrigen Spannungseinstellung geschweißt, dickere Werkstücke mit einer höheren,.
Drahtvorschubgeschwindigkeit
Die Drahtvorschubgeschwindigkeit muss mit zunehmender Spannung steigen. Die Drahtgeschwindigkeit ist dann richtig eingestellt, wenn es so klingt, als würdest du Bacon in der Pfanne anbraten.
Sieh dir folgendes Video an, damit du weißt, was gemeint ist:
MIG-Schweißtechniken
Nachdem du dich mit dem Einrichten und Installieren des Geräts auseinandergesetzt hast, geht es nun daran, das eigentliche Schweißen zu lernen.
Beim Schweißen gibt es so viele verschiedene Aspekte, die du beachten musst. Von der Position und Art der Verbindung, über die Handhabung des Brenners bis hin zur Materialstärke und -auswahl.
In der folgenden Anleitung findest du ausführliche Anleitungen zu allen prominenten Prinzipien des MIG Schweißens.
Schweißbrennerstellungen
Neben der neutralen Stellung des Schweißbrenners gibt es noch die ziehende und die stechende Stellung. Die drei Stellungen unterscheiden sich in der Art und Weise, wie der Brenner über das Werkstück geführt wird. Alle drei Brennerhaltungen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Stechende/drückende Stellung
Die Stechende Brennerposition ist die am gebräuchlichsten verwendete Position. Der Brenner wird im richtigen Abstand zum Werkstück mit einem Winkel von rund 70 bis 80 Grad über das Werkstück geführt. Die Elektrode zeigt in die Richtung, in die du schweißen willst. Dadurch, dass du den Brenner von deinem Körper weg drückst, wird diese Haltung drückende oder stechende Position genannt.
Je mehr du den Brenner in einem rechten Winkel führst, also 90 Grad zwischen Brenner und Werkstück, desto mehr näherst du dich der neutralen Schweißbrennerstellung an.
Ziehende Stellung
In der ziehenden Stellung wird der Schweißbrenner in Richtung deines Körpers gezogen. Die Haltung in einem Winkel von etwa 70 bis 80 Grad ist ähnlich der der stechenden Stellung. Der größte Unterschied zwischen den Stellungen ist die Führrichtung der Elektrode.
Bewegung der Elektrode
Eine geradlinige Schweißnaht ist die einfachste Naht, bei der der MIG Schweißbrenner in einer geraden Linie an der Verbindung entlang geführt wird. Für einfache Verbindungen und schnelles Arbeiten ist die geradelinige Naht die beste Option.

Kreisende Bewegung
Mit einer leicht kreisenden Bewegung können besser dickere Metalle miteinander verschweißt werden. Durch die kleinen Kreise überlappt sich die Schweißnaht ein wenig mehr, sodass sie höher und ein wenig stabiler wird. Die kreisenden Bewegungen sind so fein, dass sie von einem Laien kaum wahrgenommen werden. Der Verlauf der gesamten Naht wird dadurch nicht beeinflusst, lediglich ihre Struktur.
Zick-Zack Bewegung
Überkopf und bei Steignähten wird gerne die Zick-Zack Bewegung des Schweißbrenners eingesetzt. Durch das Hin- und Herbewegen des Brenners wird die Arbeitsgeschwindigkeit bewusst verlangsamt, damit die Naht der Schwerkraft nicht zum Opfer fällt.
Umgang mit den Werkstücken
In diesem Absatz erfährst du alles über die unterschiedlichen Arbeitspositionen sowie die verschiedenen Schweißnähte und die nötige Schweißnahtvorbereitung.
Arbeitspositionen
Flach, horizontal, vertikal oder Überkopf sind die vier Arbeitspositionen, in denen du dich zurechtfinden musst. Jede Position muss auch aufgrund der Schwerkraft unterschiedlich gehandhabt werden.
Flache Position
Wenn das Werkstück flach vor dir liegt und du es so bearbeiten kannst, hast du alle Freiheiten der Welt. Die Brennerstellung ist die einzige Variable, die du für eine saubere Schweißnaht beachten musst.
Horizontale Schweißnaht
Eine horizontale Schweißnaht wird über eine horizontale Strecke oft an einem T-förmigen zu verschweißenden Werkstück geführt. Eine solche Kehl- oder Stumpfnaht kommt sehr häufig vor und sollte von dir als Hobbyschweißer fehlerfrei beherrscht werden.
Die Schwierigkeit bei der Kehlnaht ist das gleichmäßige Verbinden beider Metalle. Verläuft die Naht zu niedrig, verliert das Werkstück an Stabilität. Ideal ist die Haltung des Brenners in einem 45 Grad Winkel zwischen beiden T-Elementen. Wenn du horizontal schweißen musst, solltest du die Eleketrode darüber hinaus leicht zur Seite neigen, wie du es von der stechenden oder ziehenden Stellung gewohnt bist.
Vertikale Schweißnaht: Steig- und Fallnähte
Von einer vertikalen Naht oder einer Fallnaht wird dann gesprochen, wenn die Nahtachse über 45 bis 90 Grad (also vertikal) zum Boden geneigt ist. Dieser Schweißverlauf erfordert mehr Geschick als die horizontale Naht, da du gegen die Schwerkraft schweißt. Oft wird bei der Fallnaht der Brenner in winzigen Zick-Zack- oder U-förmigen Bewegungen geführt, um die Arbeitsgeschwindigkeit zu reduzieren.
Überkopfarbeiten
Die mit Abstand anstrengendste und schwierigste Position ist das Arbeiten Überkopf. Dabei verschweißt du eine horizontale oder eine flache Verbindung - allerdings von unten aus. Das ist nicht nur anstrengend, sondern bedarf auch der passenden Schutzkleidung, weil der Funkenflug auf dich herab fallen wird.
Die Arbeitsgeschwindigkeit über Kopf muss beim MIG Schweißen herabgesetzt werden, damit die Naht nicht abtropft. Der Lichtbogen sollte kurz sein und bei niedriger Stromstärke betrieben werden. Auch muss der Schweißbrenner in einem kürzeren Abstand zum Werkstück gehalten werden, damit die flüssige Verbindung nicht auf dich oder in den Brenner tropft.
Unterschiedliche Schweißnähte
Schweißnähte sind in der DIN EN 1993-1-8/4 genormt. Eine umfangreiche Auflistung der verschiedenen Verbindungen findest du auf dieser Webseite. Die einzelnen Verbindungen zu besprechen und zu erklären, würde den Rahmen dieser Anleitung zum MIG Schweißen sprengen.
Die Schweißnahtvorbereitung
Die Schweißnähte müssen vorbereitet werden, damit die Verbindung später fest und sicher hält.
Das folgende Video geht noch einmal auf einige Schweißnähte ein und zeigt dir, worauf du bei der Schweißnahtvorbereitung achten musst: