Pfeil und Bogen selber bauen: Eine Anleitung
Pfeil und Bogen faszinieren uns Menschen bis heute, auch wenn wir schon lange nicht mehr jagend die Wälder und Wiesen durchstreifen. Einen Bogen selber herzustellen hat den Reiz des Einfachen und Ursprünglichen. Mit wenigen Werkzeugen, etwas Geschick und einer guten Portion Ausdauer kannst du dir deinen eigenen Bogen bauen.
Dieses Projekt zeigt dir am Beispiel eines einfachen Bogens die grundlegenden Techniken des Bogenbaus.
Einen Bogen selber bauen: Die Anleitung
In dieser Anleitung lernst du, wie du Schritt für Schritt einen eigenen Holzbogen selber baust. Bevor wir in die Anleitung einsteigen, müssen wir jedoch die benötigten Materialien und Werkzeuge klären.
Benötigte Materialien und Werkzeuge
Die Vorbereitung des Holzes
Der Bogen wird aus einem gespaltenen Stammstück gefertigt. Gut geeignet, um dir deinen Bogen selber zu machen, sind Eschen. Das Holz ist stark und flexibel. Außerdem lässt sich Eschenholz gut spalten. Rohlinge für den Bogenbau können bereits vorbereitet und getrocknet erworben werden.
Noch befriedigender kann es jedoch sein, wenn du den Baum für deinen Bogen selbst aussuchen und frisch fällen kannst. Frage beim Förster oder bei einem Holzfällerbetrieb. Du suchst einen Baum mit etwa 15 cm Durchmesser. Daraus kannst du die Rohlinge für bis zu 4 Bögen gewinnen.
Nach dem Fällen längst du das Stammstück auf gut 2m ab und entrindest den Stamm vorsichtig. Danach spalte dein Stammstück der Länge nach zunächst in zwei Hälften. Treibe dafür einen Keil vorne in das Hirnholz (die Schnittfläche). Sobald der Stamm anfängt, sich zu spalten, kannst du seitlich weitere Keile eintreiben und den Stamm so nach und nach längs aufspalten. Die beiden Hälften werden danach noch einmal in Viertel gespalten.
Nun hast du vier keilförmige Stammviertel. Die leicht gerundete Außenseite (die ehemalige Rindenseite) wird die Außenseite des Bogens bilden. Die Spitze, die den Kern des Baumstamms gebildet hat, werden wir später abarbeiten. Vor dem Trocknen des Rohlings kannst du bereits die spitzen Ecken des Stammviertels etwas abarbeiten.
Lass deinen Rohling an einem luftigen Ort trocknen. Wenn du frisches Holz nutzt, beträgt die Trocknungsperiode einige Wochen bis mehrere Monate.
Der Bau des Bogens
Bevor du den Rohling zersägst, um ihn auf eine passende Länge zu kürzen, solltest du dich bezüglich der passenden Bogengröße informieren. Je nach Auszugslänge unterscheidet sich die für dich passende Bogenlänge.
Anschließend längst du den Bogenrohling auf diese Länge ab. Markiere der Länge nach die Mittellinie des Holzes auf der Außenseite des Rohlings. Dann zeichne die Umrisse des Bogens folgendermaßen auf:
Markiere die Mitte des Bogens. Hier wird der Griff des Bogens angezeichnet. Der Griff hat eine Länge von 12 cm. Zeichne das eine Griffende 9 cm unterhalb der Bogenmitte und das andere Griffende 3 cm oberhalb der Bogenmitte an, so dass der Griff leicht nach unten versetzt ist. Der Griff wird der Bogen später etwas dünner als der Rest sein, um ihn sicher und vollständig umgreifen zu können. Du kannst den Griffbereich schon jetzt etwas schmaler markieren als die Wurfarme.

Gut zu sehen: Am Griffstück verschmälert sich der Durchmesser des Holzes
Die Wurfarme werden mit 4,5-5 cm Breite aufgezeichnet. Sie laufen zu den Bogenenden hin spitz zu bis auf eine Breite von ca. 1,5 cm.
Arbeite die Seiten des Bogenrohlings bis zu den aufgezeichneten Linien ab. Du kannst dazu die Form grob mit der Bandsäge aussägen und nacharbeiten oder ganz von Hand mit Schnitzbeiteln, Hobel oder Raspel arbeiten. Führe alle schneidenden Werkzeuge immer von der Mitte des Bogens hin zu den Spitzen, damit du nicht gegen die Faserrichtung des Holzes schneidest. Glätte die Flächen mit Messer und Schleifpapier.
Markiere auf den von dir bereits sauber bearbeiteten Seitenflächen die Profilansicht oder Seitenansicht des Bogens. Die ehemalige Rindenseite ist dabei die Ober- oder Außenseite des Bogens. Auf Höhe des Griffs wird der Bogen ca. 3,5-4 cm dick. Die Wurfarme sind hingen nur ca. 2,5 cm dick. Zeichne eine sanfte Kurve als Übergang vom breiteren Griff zu den Wurfarmen an. Die Wurfarme werden zu den Spitzen hin langsam dünner, bis sie bei ca. 1,5 cm Dicke ankommen.

Arbeite die angezeichnete Form so heraus, wie du auch schon die Seiten des Rohlings bearbeitet hast. Achte darauf, dass die Wurfarme gleichmäßig dick sind und ganz regelmäßig zu den Enden dünner werden. Nur so wird der Bogen gleichmäßig steif beziehungsweise biegsam werden.
Die richtige Biegung: Das Tillern
Bringe zunächst an den Bogenspitzen, den Tips, die Kerben für die Bogensehne an. Hierfür eignet sich eine kleine Rundfeile. Feile die Kerben in einem Winkel von ca. 45 Grad, damit die Sehne an den Tips nicht zu sehr gebogen wird.
Jetzt kommt der oft langwierigste Teil beim Bogen selber machen, nämlich die Bearbeitung der Wurfarme, bis der Bogen die richtige Biegung und Elastizität bekommt.
Bau dir als Hilfsmittel einen Tillerstock, um die Flexibilität der Wurfarme zu testen. Bringe dafür eine Leiste senkrecht an der Wand an. Miss 12 cm von oben ab und mache dort eine horizontale Kerbe in die Leiste. Von hier aus mache alle 2,5 cm eine weitere Kerbe, bis du bei etwa 75 cm angekommen bist. Spanne nun den Bogen ganz locker, lege ihn mittig auf den Tillerstock und spanne die Sehne, indem du sie in die Kerben des Tillerstocks hängst. Der Bogen wird zunächst noch sehr steif sein und sich kaum biegen. Gehe im Folgenden sehr langsam vor.
Nimm langsam mit der Raspel etwas Material von der Innenseite der Wurfarme ab, um den Bogen biegsamer zu machen. Die Biegung soll am Ende in der Mitte gering, stärker in den Wurfarmen und wieder schwächer an den Bogentips sein, so dass die Bogenarme einen elliptischen Bogen beschreiben. Der untere Wurfarm sollte etwas steifer bleiben, als der obere Wurfarm.
Ziehe die Sehne am Tillerstock langsam weiter nach unten und kontrolliere bei jeder Kerbe, ob sich die beiden Wurfarme gleichmäßig biegen. Ist einer der Wurfarme steifer, dann muss an dieser Seite mehr Material abgenommen werden. Beseitige alle Unregelmäßigkeiten wie Knicke oder Schwachstellen in der Biegung und arbeite langsam und kontrolliert, um den Bogen nicht zu früh zu stark zu biegen. Lass dir Zeit. Das Tillern ist der aufwändigste Teil des Bogenbaus.
Bist du mit dem Ergebnis zunächst zufrieden, schieße ein paar Tage mit dem Bogen. Der Bogen wird sich verändern und in der Regel nach einigen Schüssen etwas leichter zu ziehen sein. Kontrolliere und korrigiere die Biegung noch einmal am Tillerstock. Am Ende soll der Bogen so gespannt sein, dass die Sehne in Ruhelage maximal 15 cm von der Bogenmitte entfernt verläuft. Der Bogen soll am Ende auf maximal 70 cm ausgezogen werden.
Das Finishing
Bist du zufrieden mit der Biegung deines Bogens, kannst du an den Feinschliff gehen. Glätte den Bogen mit Schleifpapier. Runde besonders die Sehnenkerben ab, damit die Sehne nicht durch die Reibung an einer scharfen Kante einreißt.

Zum Abschluss kannst du deinen Bogen ölen oder lackieren. Am einfachsten sind Holzöle oder Leinölfirnis anzuwenden, die den Bogen schützen und eine schön gefärbte Oberfläche ergeben.
Pfeile selber bauen: DIY Bogenpfeile
Ob ein Pfeil ins Ziel trifft, hängt maßgeblich von der Qualität des Pfeilschaftes ab. Da Pfeilschäfte sehr präzise geformt sein müssen, ist vor der eigenen Ausformung der Holzschäfte eher abzuraten. Es ist sinnvoller, Selbstbau-Schäfte zu kaufen. Bis daraus ein guter Pfeil entsteht, gibt es für Bastler trotzdem noch mehr als genug zu tun!
Ein Pfeil besteht aus einem Schaft, der an einem Ende mit einer Pfeilnocke versehen ist, die auf die Sehne gesetzt wird. Der hintere Bereich vor der Pfeilnocke ist befiedert. Das vordere Ende des Schaftes ist mit einer Pfeilspitze versehen.
Diese Bauanleitung bezieht sich auf Holzpfeile, kann aber auch durch den Austausch der benötigten Materialien beispielweise für Carbonpfeile genutzt werden.
Pfeile selbst zu bauen erfordert weniger Geschick als einen ganzen Bogen aus einem Stück Holz zu raspeln. Die Einzelteile der Pfeile sind in vielen Ausführungen erhältlich und müssen nur noch zusammengesetzt und sicher miteinander verklebt werden.

Benötigte Materialien und Werkzeug
Für den Pfeilselbstbau brauchst du folgende Materialien und Werkzeuge:
Das Taper Tool ist ein Anspitzer, um die Bogenschäfte für die Aufnahme der Pfeilnocken und Pfeilspitzen zu verdünnen. Alternativ kannst du auch gewöhnliches Holzwerkzeug oder ein Schnitzmesser verwenden.
Das Zusammensetzen der Pfeile
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Vorbereitung und Reinigung
Reinige die Schäfte mit Spiritus und bearbeite sie leicht mit Schleifpapier, falls offensichtliche Unebenheiten vorhanden sind. Normalerweise weisen solche professionell gefertigten Schächte jedoch keine Makel auf.
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Anspitzen des Schaftendes
Spitze ein Ende des Schaftes mit dem Anspitzer an, um die Pfeilnocke aufzunehmen. Beachte den passenden Fasenwinkel des Anspitzers.
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Begradigung
Prüfe, ob der Bogenschaft gerade ist. Sollte ein Schaft krumm sein, lege ihn mit der Wölbung nach oben auf eine flache, feste Unterlage und reibe z.B. mit dem Griff eines Schraubendrehers den Schaft entlang, bis der Schaft gerade ist.
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Oberflächenversiegelung
Behandle die Oberfläche mit Holzlack. Dadurch wird das Holz versiegelt, wetterfest gemacht und für den langfristigen Qualitätserhalt vorbereitet.
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Befestigung der Nocke
Klebe die Nocke auf das angespitzte Ende des Schaftes.
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Befiederung anbringen
Bringe mithilfe eines Befiederungsgeräts die Federn am Schaftende an
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Pfeillänge bestimmen
Um die richtige Pfeillänge zu ermitteln, setze den Pfeil auf die Sehne deines Bogens und ziehe in aus. Lass dir von jemandem helfen, um den Pfeil 2,5 cm vor dem Griff des Bogens zu markieren.
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Letzte Schritte
Kürze den Schaft auf Höhe der Markierung, spitze das Ende mit dem Anspitzer im richtigen Fasenwinkel an und klebe die Pfeilspitze an.