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Pratzentraining im Boxen - Die verschiedenen Möglichkeiten
Das Pratzentraining ist eine der besten Arten, die Reflexe, die Schlag- und Abwehrtechniken und die ganze Strategie zu entwickeln. Ein gut geleitetes Training mit den Pratzen ist physisch und mental extrem anstrengend aber auch eine Menge Spaß. Abgesehen von Sparring ist diese Form des Trainings die nächstbeste Form nach dem Sparring, um eine echte Kampfsituation zu simulieren.
Beim Training mit den Pratzen und/oder Schlagpolstern sind viele Anfänger darauf fokussiert, so schnell und hart wie möglich zu schlagen. Selbstverständlich sind das Bestandteile des Pratzentrainings aber eben nicht alles. Stattdessen kannst du mit dieser Trainingsart deinen eigenens Rhythmus entwickeln, dein Timing und deine Präzision verbessern, am Boxstil feilen und die Strategie ausarbeiten. Wenn du das Pratzentraining nur nutzt, um brachialer oder schneller schlagen zu können, bleiben dir die wesentlich schwieriger zu lernenden Aspekte des Boxens verborgen.
Sehen wir uns die wichtigsten Prinzipien im Pratzentraining einmal genauer an.
Welche Ausrüstung benötigst du

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Pratzen sind Polster, die wie ein Handschuh angezogen werden. Auf ihrer Vorderseite bieten sie dem Gegenüber eine Schlagfläche, die stets fokussiert werden soll. Um das Training mit den Pratzen durchzuziehen, benötigst du folgende Dinge:
Pratzen
Gute Exemplare sollten immer zweckbezogen sein. In unserem Pratzen-Ratgeber erklären wir die wesentlich Unterschiede zwischen den Ausführungen fürs Boxen.
Trainingspartner
Einen Trainingspartner oder Trainer, der die Pratzen hält, die Kombinationen ansagt und die Schläge abfängt. Am besten ist ein erfahrener Boxer, der dir genau zeigen kann, wie und wohin du schlagen musst und wie sein Pratzentraining abläuft.
Boxhandschuhe
Boxhandschuhe sind essenziell, um das Pratzentraining durchzuziehen. Sie schützen deine Handgelenke und Finger und deinen Trainingspartner vor Verletzungen.
Stoppuhr
Wenn ihr das Training mit den Pratzen in Runden einteilt, beispielsweise um einen echten Kampf zu simulieren oder um verschiedene Schwerpunkte in jeder Runde zu setzen, braucht es eine Stoppuhr. Die meisten Boxstudios besitzen eine große Digitaluhr aber es schadet nicht, eine Stoppuhr in der Nähe zu haben.
Verschiedene Arten von Pratzentraining
Pratzentraining kommt in verschiedensten Formen. Einige Trainer sind für ihre eigenen Stile bekannt, die ganz verschiedene Aspekte des boxerischen Könnens trainieren. Die Boxer sowie die Trainer können eine ganze Palette verschiedener Trainingsarten mit den Pratzen ausführen aber hier sind einige Erklärungen und Videos, um dir die unterschiedlichen Aspekte näherzubringen.
Gleichzeitig Offensiv & Defensiv-Übungen
Die häufigste Art des Pratzentrainings ist das gleichzeitige Üben verschiedener Offensiv- und Defensivbewegungen. Dazu gibt der Trainer schnell einige Schläge vor und geht nahtlos selbst in einige Schläge mit den Pratzen über, denen der Trainierende ausweichen muss. So ergibt sich eine schnelle Abfolge von Offensiv- und Defensivbewegungen.
Achte darauf, dass die Schläge, die der Trainer selbst abgibt und denen du ausweichen sollst, nicht einstudiert sind und du zufällig darin getestet wirst. Nur wenn es „echte“ Ausweichmanöver sind, verbessern sich deine Reflexe drastisch. Ein guter Trainer wird deine Geschwindigkeit und dein Reaktionsvermögen kennen und die Geschwindigkeit seiner eigenen Schläge daran anpassen.
Ausschließlich Offensive/ Power Punches
Manche Trainings oder Runden werden schwerpunktmäßig auf verschiedene Aspekte des Boxens gelegt. In offensiven Einheiten wird dem Boxer weitestgehend freie Hand gelassen, was er mit seinen Kombinationen anfängt. Der Trainer ist nur daran interessiert, die heftigen Schläge abzufangen. Einzelne Power Punches werden zum Beispiel gar mit zwei Händen abgefangen, um die Wucht auf einen einzigen Arm zu lindern.
Bei dieser Form des Pratzentrainings muss der Boxer wissen, was er tut, da es sonst zu stumpfen Fäuste werfen führt. Stumpfes Eindreschen auf die Pads verbessert weder das Timing, noch die Präzision und schon gar nicht die Reflexe.
Ein gutes Beispiel ist der vielfache Weltmeister im Mittelgewicht Gennadi Golowkin beim Pratzentraining mit seinem Trainer Abel Sanchez.
Ausschließlich Defensive
Wenn der Trainer ausschließlich selbst schlägt, bist du gezwungen, deine defensiven Ausweichmanöver zu verbessern und deine Reaktionen zu steigern. Diese Form des Pratzentrainings ist verhältnismäßig einfacher als ein Wechsel auf Offensive und Defensive, da du dich lediglich auf eine Sache fokussieren musst.
Rhythmus-Übungen
Rhythmus-Sequenzen sind perfekt, um eine besser Koordination und schnellere Reflexe aufzubauen. Hierbei geht es weniger darum, die einzelnen Schlagtechniken zu meistern, sondern die Entscheidungsfindung des Kämpfers zu beschleunigen. Auch die Kraft steht hierbei nicht im Vordergrund.
Ziel solcher Sequenzen ist es, flüssig und beinahe automatisierte Bewegungen reflexartig zu boxen, um den Rhythmus und schlussendlich auch das Timing des Boxers zu verbessern.
Präzisions-Übungen
Wenn der Pratzenhalter ganz zufällig die Pratzen ausrichtet, ohne dass du weißt, in welcher Position oder mit welchem Schlag du sie treffen sollst, wird deine Treffgenauigkeit trainiert. Das wichtige bei dieser Trainingsform ist, dass du nicht weißt, welcher Schlag als nächstes folgt.
Situationsabhängiges Training
Ein Pratzentraining, in dem der Trainer verschiedene Boxstile nachahmt, kann dir helfen, dich gegen unterschiedliche Gegner vorzubereiten. So kann er beispielsweise die Schlagdistanz variieren oder das Verhältnis zwischen Offensive und Defensive bestimmen.
Hey Lenny, einen super Artikel hast du da geschrieben! Auch Ich interessiere mich sehr für das Pratzentraining. Nur kannte ich bisher keine spezifischen Trainingsarten außer das klassische Überkreuzschlagen mit dem Partner. Das mit der Stoppuhr muss ich auch mal ausprobieren, auf diese Idee wäre ich wahrscheinlich nicht gekommen. MfG Daniel