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Schnitzen lernen – Holzschnitzerei für Einsteiger

Holz schnitzen ist ein perfektes Hobby für alle, die Holz lieben und gerne mit den Händen werkeln. Bei keiner anderen Holzbearbeitungstechnik kannst du den wunderbaren Werkstoff Holz besser kennenlernen. Während du das Schnitzhandwerk lernst, erschaffst du hölzerne Unikate und spannende Skulpturen, die deinen Fortschritt für die Ewigkeit dokumentieren .

Wenn du in die Welt der Holzschnitzerei eintauchen willst, bist du hier genau richtig. In diesem Artikel erfährst du alles bezüglich des benötigten Materials, der verwendeten Werkzeuge und Hilfsmittel sowie einige Tipps, dir deine Schnitzfähigkeiten garantiert verbessern werden.

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Das Werkzeug für die Holzschnitzerei

Holzschnitzerei Werkzeug

Übersicht der benötigten Werkzeuge​​​​​

  • Schnitzmesser
  • Schnitzeisen
  • Hohleisen
  • Klopfholz
  • Ggf. Taschenmesser für den Einstieg

Erklärungen zu den einzelnen Schnitzwerkzeugen

Für kleine Schnitzereien aus frischem Holz reicht ein ordentliches Schnitzmesser. Gut geeignet sind zum Beispiel die Messer von Mora, einem Unternehmen aus Schweden. Du wirst merken, dass sich dort die Tradition erhalten hat, nur mit dem Messer einfache Alltagsgegenstände selbst zu schnitzen, da die Klinge so scharf ist und die perfekte Länge besitzt, um Holz zu bearbeiten.

Wenn du gerne unterwegs schnitzt, bist du mit einem Taschenmesser oder Klappmesser gut bedient. Nützlich ist dabei eine feststellbare Klinge, damit das Messer beim Schnitzen nicht unerwartet zuklappen kann.

Falls du aufwändigere oder größere Objekte wie Skulpturen, Kerbschnitzereien oder ähnliches aus abgelagerten Hölzern schnitzen lernen möchtest, benötigst du zusätzliche Schnitzwerkzeuge. Diese werden Schnitzeisen oder Schnitzbeitel genannt und werden in einer Vielzahl an Größen, Formen und Preisklassen angeboten. 

Für jede Schnitzaufgabe gibt es ein passendes Schnitzeisen. Für den ambitionierten Einstieg reicht dir aber auch eine als Set angebotene Auswahl besonders häufig benutzter Schnitzwerkzeuge. Die Schnitzeisen unterscheiden sich in der Form der Schneide (der sogenannte Stich) und in der Breite. Die Schneidenform ist gut zu erkennen, wenn das Schnitzeisen senkrecht in ein weiches Holzbrett gedrückt wird. Üblich sind flache, runde, V- und U-förmige Schneiden.

Hohleisen dienen dazu, Furchen in das Holz zu schnitzen und Material abzutragen. Flacheisen hingegen weisen nur eine leichte Höhlung auf und dienen zum Bearbeiten gerader Flächen. Zur Grundausstattung gehört auch der Geißfuß. Das Eisen hat von vorne betrachtet die Form eines V. Hiermit können scharfe Kanten geschnitzt werden. Der Geißfuß kommt zum Beispiel beim Schnitzen von Schriften zum Einsatz, aber auch beim Modellieren feiner Strukturen an Figuren.

Wenn viel Material abgetragen werden soll oder das Holz sehr hart ist, werden die Schnitzeisen nicht nur mit den Händen geführt, sondern für mehr Kraft mit einem Klopfholz, dem Klüpfel, ins Holz getrieben.


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Das Material

Holz lässt sich auf verschiedene Weise unterscheiden. Für das Schnitzen ist besonders die Unterteilung in Hart- und Weichhölzer wichtig. Ebenso von Bedeutung ist die Frage, ob das Holz eher grob und langfaserig oder eher fein strukturiert ist. Für Anfänger*innen sind eher weichere und fein strukturierte, kurzfaserige Hölzer zu empfehlen.

Schnitzen ist nicht gleich schnitzen. Das Werkeln mit dem Taschenmesser erfordert andere Materialien und Techniken als das Bearbeiten einer größeren Figur mit Schnitzeisen.

Ein grundsätzlicher Unterschied ist auch, ob frisches oder abgelagertes Holz verwendet wird. Meist verwenden Schnitzer*innen trockene, abgelagerte Hölzer.

Vor allem einfache Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel Löffel wurden traditionell aber auch aus frischem Holz, aus Grünholz, geschnitzt.

Grünholz

Für kleine Schnitzereien, die oft nur mit einem einfachen Schnitzmesser angefertigt werden, können viele verschiedene Hölzer und Gehölze aus dem Garten verwendet werden. Birke eignet sich gut für Anfänger, aber auch Hasel, Holunder oder verschiedene Obsthölzer.

Diese Hölzer zählen zwar zum Teil zu den Harthölzern. Wenn sie jedoch relativ frisch verwendet werden, sind sie leichter zu bearbeiten. Im feuchten Zustand ist das Holz nämlich noch weicher und stumpft die Messerklinge nicht so schnell ab. Beim Trocknen wird das Holz härter und fester und ist dann sehr viel schwieriger zu bearbeiten.

Frisches Holz zu bearbeiten hat seine Tücken, da sich das Holz beim späteren Trocknen noch verändern kann. Daher können auch nur recht kleine Holzdurchmesser verwendet werden, um Grünholz zu schnitzen.

Bei größeren Werkstücken sind die Spannungen, die beim Trocknen des Holzes entstehen, zu groß, sodass das Holz später spaltet oder sich Risse bilden. Außerdem lassen sich die Oberflächen des Holzes nicht so fein bearbeiten, wenn es noch feucht ist. Daher verwenden professionelle Schnitzer*innen besonders für feinere Arbeiten meist trockenes, abgelagertes Holz.

Schnitzholz

Das bekannteste Schnitzholz kommt von der Linde. Krippenfiguren werden zum Beispiel traditionell aus Lindenholz gefertigt, aber auch viele der großartigen Holzskulpturen aus dem Mittelalter waren aus Lindenholz. Das hat einen guten Grund. Das Holz ist recht weich und hat sehr kurze Fasern. Daher ist es besonders gut zu bearbeiten. Feine Details lassen sich gut herausarbeiten, da das Holz keine störende Maserung und wenige Äste und Astlöcher aufweist. Lindenholz ist zumeist hellgelb, manchmal auch leicht rosa.

Hier siehst du ein Video zum Thema Schnitzen lernen, bei dem ein Lindenholz verwendet wird:

Ein anderes typisches Schnitzholz ist der Ahorn. Das Holz ist sehr hell, gleichmäßig und lässt sich fein bearbeiten. Ahorn ist jedoch ein sehr hartes Holz, sodass es ein wenig Kraft und Kontrolle erfordert, um es zu schnitzen.

Lindenholz wird oft extra für Schnitzarbeiten angeboten. Ansonsten kannst du dich auch in einer Schreinerei nach Holz erkundigen.


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Weitere Hilfsmittel zum Schnitzen

Wer nicht nur mit dem Taschenmesser, sondern mit verschiedenen Schnitzeisen schnitzen möchte, wird das Werkstück in der Regel einspannen. Dafür dient eine Werkbank, ein Schraubstock oder eine extra für das Schnitzen entwickelte Figurenschrauben.

Holz schnitzen lernen macht nur wirklich Freude, wenn die Schnitzmesser und Schnitzeisen stets scharf gehalten werden. Sind die Klingen stumpf, muss du zu viel Druck aufwenden, sodass sauberes Arbeiten unmöglich wird und das Verletzungsrisiko ansteigt. Um Schnitzen zu lernen, gehören daher die nötigen Hilfsmittel für das Nachschleifen der Eisen zur Grundausrüstung.

Zum Schärfen reicht zunächst oft, das Eisen mit etwas Polierpaste auf einem Leder abzuziehen. Wenn die Schneide rund wird und nicht mehr die ursprüngliche Form aufweist, muss sie nachgeschliffen werden. Dasselbe gilt, wenn Schnitzmesser durch unsachgemäßen Gebrauch, Äste oder gar Nägel im Holz ausgebrochene Kanten haben.

Wetzstein Holz

Profis benutzen, um Zeit zu sparen, oft elektrische Nass-Schleifmaschinen, doch lassen sich mindestens ebenso gute Ergebnisse beim Schleifen von Hand erreichen. Dazu dienen Wetzsteine, die entweder in Öl- oder Wasser getränkt werden. Viele Schnitzerinnen und Schnitzer vertrauen auf die Schleifsteine, da sie leicht zu handhaben und erschwinglich sind. Für den Anfang reicht ein Kombistein mit einer groben Körnung zum Schleifen und einer feinen Körnung zum Abziehen. 

Vorsicht ist bei Schleifmaschinen geboten, die trocken schleifen. Die Eisen können dabei sehr heiß werden, wodurch sie an Härte verlieren und unbrauchbar werden.

Die wichtigste Regel ist, die Messer gar nicht erst stumpf werden zu lassen. Daher sollten Schnitzmesser sorgfältig aufbewahrt werden, sodass die Klingen nicht miteinander oder anderen Werkzeugen in Berührung kommen.


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Tipps zum Schnitzen lernen

Holzfiguren

Beim Schnitzen lernen ist es wichtig, zunächst die richtige Handhabung der Schnitzwerkzeuge zu üben. Nimm dir daher am Anfang zunächst ein Projekt vor, bei dem das Ergebnis noch nicht so wichtig ist. So kannst du dich zunächst ganz auf die Techniken konzentrieren. Es braucht ein wenig Übung, um ein Gefühl für das Holz zu entwickeln.

  • Wenn du einfache Schnitzarbeiten nur mit dem Schnitz- oder Taschenmesser ausführen willst, musst du das Werkstück nicht einspannen, sondern in der Hand halten. Wenn du so schnitzen lernen möchtest, musst du daher besonders darauf achten, wie viel Kraft benötigt wird, um das Messer durch das Holz zu treiben, sodass weder die Hand, die das Werkstück hält, noch ein anderes Körperteil verletzt wird, wenn das Messer abrutscht.
  • Ein schönes Projekt, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das Schnitzmesser ins Holz schneidet, ist das Schnitzen eines Buttermessers. In Skandinavien sind hölzerne Buttermesser und anderes Besteck weit verbreitet. Um solch ein Messer zu schnitzen, male die Form des Messers auf einem dünnen Brett so an, dass die Maserung des Holzes mit der langen Seite des Messers läuft. Statt eines trockenen Brettes kannst du auch einen dicken Ast so spalten, dass das Buttermesser aus einem schmaleren Aststück geschnitzt werden kann.
  • Schneide beim Schnitzen immer in Richtung der Maserung. Das erleichtert die Arbeit, da das Holz in dieser Richtung weniger Widerstand leistet. Außerdem vermeidest du so, dass das Holz splittert oder ausreißt. Bei den meisten Hölzern sind die Fasern als feine Striche im Holz gut zu erkennen. Plane dein Objekt so, dass du möglichst viele Schnitte parallel zu der Wuchsrichtung des Holzes machen kannst. Wenn du unsicher bist, welche Richtung mit und welche gegen die Faser läuft, mache einfach einen kurzen Schnitt in beide Richtungen. Du wirst den Unterschied sofort merken. Setze das Messer nahe am Griff an, lasse es zur Spitze hin durch das Holz gleiten, anstatt das Messer durch das Holz zu drücken.
  • Wer eher Figuren oder ähnliches schnitzen will, wird mit verschiedenen Schnitzeisen wie Flacheisen, Hohleisen oder Geißfuß arbeiten. Jedes dieser Werkzeuge schneidet etwas anders. Mach dich zunächst mit kleineren und einfachen Objekten damit vertraut. Vielleicht magst du ein Schneidbrett für die Küche fertigen? Schnitze eine Saftrinne in das Brett. Entwerfe einen individuellen Griff oder kerbe einen Namenszug und probiere aus, welche Schnitzeisen sich am besten für die verschiedenen Aufgaben eignen.
  • Achte bei der Arbeit mit einem Schnitzeisen unbedingt darauf, dein Werkstück fest einzuspannen und weg vom Körper zu arbeiten. Wer schnitzen lernt, neigt dazu, sich aufgrund der ungewohnten Bewegungen zu verspannen. Lass es daher ruhig und locker angehen. Mache immer wieder eine kleine Pause, um dir die nächsten Schritte zu überlegen. Je mehr Zeit du dir nimmst, um dich mit deinen Werkzeugen und dem Holz vertraut zu machen, um so schneller wirst du das Schnitzen wirklich lernen.
  • Rolf sagt:

    Ich bin selbst begeistert von der Kunst des Schnitzens. Einmal an diesem wunderschönen „Suppentopf“ geschnuppert, es lässt dich nicht mehr los.
    Meine längste Durststrecke endete nach 15 Jahren. Im Urlaub aus dem Brennholzstapel ein Stück Rundholz aus Birke gefunden und nur ein Schnitzmesser dabei. Es sollte eine Figur werden.
    Einfach drauflos schnitzen hat zwar was für sich, wenn das Ergebnis egal ist. Soll es aber etwas Bestimmtes werden, dann sollte der Kopf auch klar bleiben. Und dies von Anfang an.
    Mittlerweile hab ich mir einige wunderbare Hohleisen und dergleichen zugelegt. Damit geht es um vieles besser – und macht auch viel mehr Spaß. Auch wenn diese Eisen nicht gerade billig sind. Sie halten dafür eine Ewigkeit und lassen sich auch extrem auf Schärfe bringen.

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