Aus Alt mach Neu mithilfe der Serviettentechnik

Von Retro-Stil bis Shappy Chic – Möbel und Deko im Vintage-Look liegen voll im Trend. Wer keine teuren Designerstücke kaufen möchte, kann selbst ans Werk gehen. Durch kreatives Upcycling erstrahlen der in die Jahre gekommene Sekretär sowie Wohnaccessoires von anno dazumal in neuem Glanz.

Mit der Serviettentechnik auf Holz und Glas kannst du ausgefallene Einzelstücke kreieren, die deiner Wohnung das gewisse Etwas verleihen – wir zeigen dir, wie's geht.

Alter

Découpage und Serviettentechnik 

– älter als du dachtest

Découpage bzw. die Serviettentechnik ist schon einige Jahrhunderte alt. Wir klären, wie sich die Technik im Laufe der Jahrhunderte behaupten konnte.

Ursprünge der Basteltechnik

Bereits im 18. Jahrhundert haben Florentiner Künstler mithilfe von Découpage Dekoartikel verziert. Dabei beklebten sie Holzschatullen, Bilderrahmen und auch ganze Möbelstücke mit Nachdrucken berühmter Kunstwerke. Oft waren es religiöse Motive. Durch Blattgoldapplikationen und kunstvolle Schnitzereien entstanden im Florenz der Renaissance-Zeit ansehnliche Designerstücke, die bis heute begehrte Sammlerobjekte sind.

Der neue Wohntrend Shabby Chic imitiert den ausgefeilten Stil der Florentiner Kunsthandwerker, sodass heutzutage antik anmutende Einrichtungsgegenstände Einzug in vielen Wohnungen halten.

Unterschiede zwischen Découpage und der Serviettentechnik

Serviettentechnik Apfelbaum

Foto: Lyudmila Mikhailovskaya / Shutterstock.com

Das Wort Découpage leitet sich vom französischen Verb „découper“ ab, welches „ausschneiden“ bedeutet, und bezeichnet eine Basteltechnik, bei der Papierausschnitte zur Verschönerung von Gegenständen kunstvoll aufgeklebt werden. Durch die spezielle Technik erscheint das fertige Werk wie eine kunstvolle Malerei auf Holz, Glas oder Keramik – und nicht etwa wie ein Aufkleber. Neben farbenfrohen Ausdrucken, Magazinausschnitten und bunten Papierschnipseln werden heute vor allem Servietten genutzt, um Wohnobjekte aufzuhübschen. Vor allem im deutschsprachigen Raum hat sich daher der Begriff Serviettentechnik durchgesetzt.

Wer ist Mary Delany?

Neben den Florentiner Künstlern hat sich Mary Delany Ende des 18. Jahrhunderts in der Serviettentechnik hervorgetan, um „Papier-Mosaike“, wie sie die Kunstwerke nannte, zu schaffen.

Die vielseitig begabte englische Künstlerin begann im Alter von 71 Jahren damit, Papiertaschentücher von Hand zu bemalen, um damit höchst detaillierte und realistische Pflanzenbilder zu gestalten. Ihre insgesamt 985 Werke bestehen aus zahlreichen Schichten kleiner Einzelteile und können noch heute im British Museum in London bestaunt werden. 

Mary Delany hat für ihre botanischen Porträts die abzubildenden Pflanzen zunächst auseinandergenommen, um Blütenblätter, Stängel und alle anderen Pflanzenteile in mühevoller Kleinarbeit aus Papier nachzubasteln.

Anleitung

Serviettentechnik – so geht's

Egal ob so realistisch wie Mary Delany oder ganz abstrakt – mit der Serviettentechnik kannst du ganz einfach atemberaubende Kunstwerke auf Möbel und Dekoartikel bringen. Die meisten Utensilien für die Basteltechnik hast du womöglich schon zuhause.

Du benötigst

  • Gegenstand zum Verzieren, z. B. Tasse, Vase, Einmachglas oder alte Kommode
  • Papierservietten mit schönen Aufdrucken
  • Serviettenkleber – gekauft oder selbstgemacht
  • Borstenpinsel
  • Filzstift, Schere oder Schablonenmesser und Lineal
  • Acrylfarbe für die Grundierung
  • Sandpapier und/oder Feile
  • Glitter oder ähnliches für funkelndes Finish

Und so geht’s:

  • 1
    Maß nehmen und Serviette zuschneiden: Wenn du einen Gegenstand mit dem Großteil einer Serviette überziehen möchtest, passe die Serviette zunächst in etwa auf die Größe des Gegenstands an. Markiere die Kanten und schneide das Papier zurecht. Tipp: Lass ein wenig Spielraum an den Rändern und schneide die Serviette nur grob zu. Den Überstand kannst du später abtrennen.
  • 2
    Druckschicht von der Serviette ablösen: Ziehe vorsichtig die oberste, bedruckte Schicht von der Serviette ab. Hinweis: Du benötigst nur diesen farbigen Teil der Serviette. Den Rest kannst du entsorgen.
  • 3
    Bei Serviettentechnik auf Glas – Grundierung auftragen: Dieser Schritt bietet sich bei sehr glatten Glasflächen an, damit die Servietten später besser haften. Durch das Auftragen von Acrylfarbe bekommt die Oberfläche eine bessere Griffigkeit. Außerdem kannst du den Untergrund farblich optimal an dein Serviettenmotiv oder -muster anpassen. Tipp: Wähle einen hellen Farbton für zum Beispiel weiße oder cremefarbene Servietten. Ist deine Serviette hingegen überwiegend braun, blau oder schwarz, bietet sich eine dunkle Grundierung an, um ein harmonisches Ergebnis zu erzielen.
  • 4
    Bei Serviettentechnik auf Holz – Untergrund vorbereiten: Damit du die aufzuklebenden Servietten eben auf den Untergrund bringen kannst, sollte dieser möglichst plan sein. Mit einer Feile oder Sandpapier kannst du kleine Unebenheiten ausgleichen. Für optimalen Halt empfiehlt es sich, glatte und lackierte Holzflächen zunächst mit etwas Sandpapier aufzurauen. Holzstaub entfernen nicht vergessen!
  • 5
    Serviettenkleber auftragen: Trage mithilfe eines Pinsels großzügig den Klebstoff auf den Gegenstand auf – Ränder nicht vergessen! – und lass die Masse kurz antrocknen. Da unbehandeltes Holz sehr viel Flüssigkeit aufnimmt, kann es sein, dass du eine zweite Schicht Kleber auftragen musst. Hinweis: Warte beim Antrocknen nicht zu lange, sonst lässt sich die Serviette nur noch mit Mühe aufbringen!
  • 6
    Serviette aufbringen: Bei diesem Schritt ist Fingerspitzengefühl gefragt. Setze die Serviette vorsichtig auf den Untergrund. Tipp: Achte darauf, dass du das Papier im ersten Anlauf richtig platziert. Klebt die Serviette einmal am Gegenstand, lässt sich das Material kaum noch verschieben, ohne dass es reißt.
  • 7
    Trocknen lassen: Bevor es weitergeht, muss dein Kunstwerk komplett durchtrocknen.
  • 8
    Versiegeln und Finish: Um die verzierte Oberfläche widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Abrieb zu machen, ist es wichtig, dass sie versiegelt wird. Hierfür wird eine zweite Schicht Kleber direkt auf die Serviette aufgetragen. Tipp: Wenn du möchtest, kannst du Glitzer oder ähnliches in die Klebstoffschicht einarbeiten. Durch eine zusätzlich aufgesprühte Schicht Klarlack auf die trockene, obere Kleberschicht erhöhst du die Lebensdauer deines Kunstwerks.
  • 9
    Nachkorrigieren: Stehen nach dem Trocknen noch Teile der Serviette über den Rand? Mit einem Schablonenmesser oder einem Cutter sorgst du für präzise Kanten. Fertig.

Hilfreiche Tipps für die Serviettentechnik

Vor allem wenn du zum ersten Mal Gegenstände mit Servietten für die Serviettentechnik verzierst, können sich kleine Flüchtigkeitsfehler einschleichen. Hier sind einige Tipps für deine Bastelei.

Es ist wichtig, dass du darauf achtest, wirklich nur die bedruckte Schicht der Serviette zu verwenden. Beim Trennen der Papierschichten ist Genauigkeit gefragt. Zuweilen zieht man zwei Schichten mit einmal ab. Beim späteren Auftragen kann sich das Motiv dadurch verschieben und findet zudem keinen guten Halt auf dem Untergrund.

Hast du die bedruckte Schichte sauber abgetrennt, achte darauf, die Papierserviette so auf den Gegenstand zu legen, dass das Druckmotiv nach oben zeigt. Ansonsten ist der dekorative Druck nachher kaum erkennbar.

Nicht immer gelingt das präzise Auflegen der Serviette mit dem ersten Versuch. Doch es gibt einen kleinen Trick, wie du die Position des Motivs nachkorrigieren kannst. Breite einfach Klarsichtfolie auf der Oberfläche aus und schon kannst du über deine Arbeit streichen, um dein Motiv zurechtzurücken. So lassen sich außerdem Luftblasen im Nu beseitigen, insbesondere wenn du ein Lineal oder einen Eisstiel zum Glätten zu Hilfe nimmst. Tipp: So vermeidest du übrigens auch klebrige Finger beim Arbeiten mit der Serviettentechnik.

Um besondere Effekte zu erzielen, kannst du beim Vorbereiten deines Motivs variieren. Besonders präzise Ränder erreichst du durch das Zuschneiden mit einem Schablonenmesser. Wenn du jedoch weiche Übergänge zwischen einzelnen Papierschnipseln erzielen möchtest, solltest du die Serviette in Form reißen und die einzelnen Stücke nachher überlappend aufbringen.

Statt Servietten kannst du übrigens auch andere Papierreste für die Découpage nutzen. Wie wäre es zum Beispiel mit individuellen Fotomotiven? Drucke dazu einfach das gewünschte Foto aus und versiegle die Oberfläche des Papiers vor dem Aufbringen auf den Gegenstand mit einer Schicht Haarspray. So vermeidest du, dass dein Motiv beim Kontakt mit dem Kleber verwischt.

Kleber für die Serviettentechnik selber machen

Im Künstlerbedarf vor Ort oder online kannst du speziellen Kleber für die Serviettentechnik kaufen. Günstiger wird es, wenn du den Kleber selbst anrührst.

Zum Selber machen benötigst du zwei Teile Tapetenkleister und einen Teil Holzleim. Beide Klebemassen verrührst du sorgfältig miteinander und schon hast du selbstgemachten Serviettenkleber.

Hinweis: Du kannst den DIY-Serviettenkleber für die meisten Arbeiten auf Glas, Holz und Plastik verwenden. Möchtest du jedoch Windlichter oder Kerzenständer mit Serviettentechnik verzieren, solltest du auf den Spezialkleber für die Serviettentechnik zurückgreifen, der auch auf warmen Oberflächen optimalen Halt verspricht.

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