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Spachteltechnik für Öl- und Acrylmalerei

Anders als beim Malen mit Pinseln kannst du mit der Spachteltechnik deinem Bild sehr leicht Tiefe verleihen. Dadurch entstehen Kunstwerke, die sich die dritte Dimension zunutze machen, um die Wirkung des Lichts zu beeinflussen. Die Spachteltechnik lässt sich sowohl in der Ölmalerei, als auch in der Acrylmalerei einsetzen, um plastische Strukturen zu kreieren.

In diesem Artikel erfährst du, welche berühmter Künstler auf die Technik setzte, was du dafür benötigst und wie die Technik am besten funktioniert.

Berühmtester Vertreter

VG Sternennacht

Der wohl berühmteste Künstler, der die Spachteltechnik bei einer Vielzahl seiner Werke eingesetzt hat, ist niemand geringeres als Vincent van Gogh. Der Niederländer ist für die Verwendung der Impasto-Technik weltberühmt, bei der die Farbe in sehr dicken Lagen auf den Maluntergrund aufgetragen werden.

Beim Impasto setzen Maler entweder Pinsel oder Malmesser ein, um die Farbe pastos auf den Untergrund aufzutragen.


Grundlagen

Bevor wir uns konkret ansehen, wie die Spachteltechnik angewandt wird, musst du ihre Grundlagen kennen. Die Technik kann nämlich nur mit der richtigen Farbe und dem richtigen Werkzeug gelingen.

Unterschiede zwischen der Spachteltechnik für Acrylmalerei und der Ölmalerei

Ölfarbe ist von Haus aus äußerst dickflüssig und trocknet nur sehr langsam, weshalb sie für den Einsatz bei der Spachteltechnik prädestiniert ist. Die Farbe soll so dickflüssig sein, dass sie nach dem Auftrag ihre Form behält und nicht verläuft. Lange Trocknungszeiten sind vorteilhaft, um Korrekturen an der Komposition vornehmen zu können. Oft entdeckt man Ungleichgewichte erst dann, wenn man das Werk mit etwas Abstand und einem klaren Blick betrachtet.

Auch die Acrylfarbe eignet sich für die Spachteltechnik, wenn du weißt, wie du die Farbe modifizieren musst. Acrylfarbe trocknet wesentlich schneller als Ölfarbe und sollte mit einem Trocknungsverzögerer (Retarder) gemischt werden, damit sie nicht schon wenigen Minuten eintrocknet. Je nach Viskosität der Farbe empfiehlt es sich auch, die Acrylfarbe mit ein wenig Modellierpaste anzureichern, um ihr die benötigte Zähflüssigkeit zu verpassen.

Die Spachteltechnik funktioniert jedoch nicht mit Aquarellfarben, da sie nicht genügend Bindemittel enthalten und damit eher für einen lasierenden Farbauftrag geeignet sind.

Das richtige Werkzeug für die Spachteltechnik

Malmesser, Palettenmesser oder Malspachtel? Der Begriff „Malspachtel“ wird meistens synonym für Malmesser und Palettenmesser verwendet. Obwohl sich die beiden Bauweisen für die Spachteltechnik eignen und in einer Vielzahl von Größen und Ausformungen sowie Kombi-Bundles angeboten werden, sollte an dieser Stelle differenziert werden:

Das Malmesser verfügt über eine abgewinkelte Klinge, damit die Künstlerhände beim Bearbeiten des Bildes die Oberfläche nicht berühren. Wie der Name bereits verrät, werden Malmesser direkt zum Farbauftrag auf den Untergrund genutzt.

Palettenmesser sehen von der Form her eher aus wie ein Spachtel. Sie besitzen keine abgewinkelte Klinge und werden (normalerweise) nicht für den direkten Farbauftrag genutzt. Stattdessen solltest du ein Palettenmesser nutzen, um die Farbe zu vermischen oder um die Oberfläche deiner Palette von Farbresten zu befreien. Da die Spitze eines Palettenmessers nicht schmal zuläuft, eignen sie sich nur suboptimal um Farbstriche auf den Maluntergrund zu bringen.

Der Begriff Malspachtel sieht über diese Unterscheidung hinweg und beschreibt alle Instrumente, die bei der Spachteltechnik genutzt werden können. Letztlich eignen sich viele Gegenstände zum Spachteln: Malmesser, Palettenmesser, Spachtel oder sogar ausgelaufene Kreditkarten.


Anleitung

Wenn du das erste Mal spachtelst und du stattdessen einen Pinsel gewöhnt bist, wird es sich zunächst ungewohnt anfühlen. Du musst dir bewusst werden, dass du viele Details nicht mehr malen kannst, da dir die Genauigkeit mit dem Messer fehlt. Viel mehr kommt es auf den Verlauf der Farbstriche an, die Geschwindigkeiten im Bild und die Bildkomposition an.

Aber der Reihe nach:

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Der Untergrund

Du solltest einen stabilen Untergrund wählen, der den groben Farbauftrag aushält. Gerade beim Trocknen der Farbe entstehen schnell Risse in der Farbe, wenn sich der Untergrund zu stark zusammenzieht. Ideal ist ein mit Gesso grundierter Maluntergrund.

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Die erste Farbschicht

Da die Spachteltechnik eine recht grobe Art ist, die Farbe aufzutragen, solltest du den Untergrund entsprechend deines Motivs mit der ersten Farbschicht einfärben. Hier musst du nicht 100% genau sein aber wenn du einzelnen Stellen des Bildes schon einzelnen Farbfamilien zuordnen kannst, solltest du das gesamte Bild dementsprechend mit Farbe bedecken. Die erste Farbschicht sorgt dafür, dass später nicht das reine Weiß des Untergrunds an einzelnen Stellen durchscheint, die nicht perfekt gespachtelt wurden.

Die erste Farbschicht wird meistens eher konservativ gewählt. Das bedeutet: Recht geringe Kontraste und keine grellen Farben. Sie wird mit einem großen Pinsel aufgetragen und sollte dich nicht zu viel Zeit kosten.

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Handhabung des Spachtelwerkzeugs

Sobald die erste Schicht getrocknet ist, kannst du mit dem Spachteln beginnen. Wie du dein Messer hältst, ist eine individuelle Angelegenheit und folgt keinen Regeln. Am besten du fasst es so, wie es sich für dich natürlich anfühlt. Wenn du die Farbe wechseln möchtest, musst du jedes Mal die Klinge des Werkzeugs gründlich abwischen, damit du nicht versehentlich die Farbreste erneut verteilst.

Malspachtel

Bei der Bearbeitung des Bildes solltest du die Klingengröße anhand der Größe des auszumalenden Bereichs und des Charakters des Objekts wählen. Beispiel: Ein ruhiger See im Vordergrund deines Bildes kannst du bestens mit großen Klingen bearbeiten, die die Fläche weitläufig und seine Oberfläche sehr weich ist. Ein stürmisches Meer hingegen ist in Bewegung und schäumt viel Gischt auf. Die Unruhe des Meers kann sich daher in vielen kleinen, kurzen Spachtelstrichen äußern.

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Viele Schichten

Die Grundierung ist nur eine von vielen Schichten, die du auftragen wirst. Je nachdem, wie grob oder fein du arbeiten möchtest, kannst du dich Schicht für Schicht vorarbeiten, um die Details des Motivs besser hervorzuheben.

Wichtig ist, dass das Endergebnis lebendig wirkt und die Oberflächenstruktur der Farbe deinen Vorstellungen entspricht.

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Trocknen lassen

Wenn du mit deinem Werk zufrieden bist, solltest du es lange genug trocknen lassen. Je nachdem, ob du Acryl- oder Ölfarbe bei deinem Bild genutzt hast, unterscheiden sich die Trocknungszeiten erheblich.

Ölfarbe, die mithilfe der Spachteltechnik dick aufgetragen wurde, benötigt zum Teil mehrere Monate bis die innenliegenden Farbschichten ausgetrocknet sind. Acrylfarben, die mit einer Modellierpaste verdickt wurden, benötigen in den meisten Fällen nur wenige Tage um komplett zu trocknen.

So oder so: Achte darauf, dass das gesamte Bild trocken ist, bevor du es über längere Strecken transportierst.


Fazit zur Spachteltechnik

Die Spachteltechnik mit Acrylfarbe oder Ölfarbe erschafft expressive Kunst, die sich eine reliefartige Oberflächenstruktur zunutze macht, um das Wesen des Motivs auch strukturell darstellen zu können.

Eine weitere Option ist die gemischte Verwendung der Pinselmalerei und der Spachteltechnik, die die Harmonie und die Genauigkeit des Pinsels mit der Oberflächenausarbeitung des Spachtelns kombiniert.

  • Karin Rexhaj sagt:

    die Bilder sind wunderschön…… faszinierend ich werde es auch probieren sowie ich Zeit habe…

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