Das Stillleben – Ursprünge, Symboliken und Anleitung

Ein Stillleben ist ein Kunstwerk, das leblose Dinge in einer bestimmten Komposition darstellt. Beliebte Motive sind Speisen, Früchte und Tischgedeck aber auch Motive der Vergänglichkeit, wie Totenköpfe, Kerzen, materieller Reichtum und Bücher. Generell sind jedoch alle Gegenstände denkbar, die nicht lebendig sind und sich nicht von selbst bewegen.

In diesem Artikel erfährst du die Geschichte und die Ursprünge der Darstellungsform des Stilllebens, Erklärungen zur Symbolik sowie eine Anleitung für dein erstes eigenes Werk.

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Die Geschichte des Stilllebens

Objektmalerei fand schon vor vielen tausenden Jahren im antiken Ägypten und Griechenland statt, allerdings wurde die gezielte Abbildung von unbeweglichen Objekten erst nach der Renaissance wirklich populär.

Antike

Ägyptische Künstler malten damals materielle Güter und Lebensmittel in die Grabkammern und die Tempel der Pharaonen, um ihren Göttern zu huldigen und die Verstorbenen im Jenseits mit irdischen Dingen zu versorgen. Damals waren die Darstellungen noch recht zweidimensional gestaltet, ohne Bildtiefe, so wie es im antiken Ägypten üblich war.

Pompejianisches Stillleben-Fresko

Griechen und Römer verzierten ihre Kunst mit Stillleben. Am häufigsten wurden Vasenfragmente und Wandmalereien gefunden, die diese Form des frühen Stilllebens dokumentieren. Griechen illustrierten oft Geschichten ihrer Mythologie.

Mittelalter

Im Laufe des Mittelalters schien diese Art der Kunst kaum aufgegriffen zu werden. Im Fokus standen eher Abbildungen der adligen Herrscher, Gemälde religiöser Natur und Aufnahmen des Lebens zu Hof.

Renaissance

Erst 1504 entstand das erste eigenständige Stillleben seit der Antike. Das Gemälde Stillleben mit Rebhuhn und Eisenhandschuhen von Jacopo de Barbaris, das heute in der Alten Pinakothek in München zu sehen ist, stellt ein mit einem Armbrustbolzen erschossenes Rebhuhn, Eisenhandschuhe und einen Cartellino dar.

Ein weiteres frühes Stillleben ist Caravaggios berühmter Früchtekorb. Die Darstellung unterschiedlicher Sommerfrüchte war möglicherweise wegbereitend für die darauffolgenden westlichen Stillleben, die genau dieses Motiv immer wieder aufgriffen.

Goldenes Zeitalter der Niederlande

Die Niederlande und die flämische Region des 17. Jahrhunderts markieren die Hochzeit des Stilllebens, wie wir es heutzutage kennen. Immer mehr ausgezeichnete Maler widmeten sich der Kunst, die perfekte Komposition nicht beweglicher Gegenstände abzubilden.

Jan Brueghels Blumensträuße sind auch heute noch weltbekannt und die Vanitas-Stillleben von Steenwijck und Claesz erinnern uns nach wie vor unserer Vergänglichkeit.

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Die symbolische Bedeutung des Stilllebens

Frühe Stillleben wurden vor allem aus religiösen, spirituellen Gründen angefertigt. Gottesfürchtige Völker wollten mit den Malereien ihre Gottheiten ehren und für die Verstorbenen im Jenseits sorgen.

Die modernen Stillleben hingegen sind oft, aber nicht immer, vom Gedanken der Vergänglichkeit der Dinge gekennzeichnet. Solche Vanitas-Stillleben greifen den Symbolcharakter einzelner Gegenstände regelmäßig auf.

Besonders häufig ist die Darstellung folgender Objekte:

  • Totenköpfe
  • Welke Blätter
  • Faulendes Obst
  • Verschütteter Wein/Umgekippte Gläser
  • Schriftrollen und Bücher
  • Musikinstrumente
  • Obrigkeitssymbole wie Krone, Schwert oder Rüstung

Einige dieser Symbole (Schädel, faulende Obst und Blätter) spiegeln die Vergänglichkeit und den Tod des Lebenden wider und sind dem lateinischen Gedanken des Memento mori entlehnt. Andere Objekte sollen dem Betrachter zeigen, dass die Vergnügen bereitenden irdischen Formen der Unterhaltung nur einen geringen Wert im Vergleich zur Jenseitsvorstellung innehaben sollten (Bücher, Instrumente, Gläser).

Trotzdem bedarf nicht jedes Stilllebens einer tiefergehenden Symbolik: Cezannes Stillleben sind die besten Beispiele dafür, dass das Motiv des Stilllebens auch ausschließlich genutzt werden kann, um unterschiedliche Bildperspektiven und Blickwinkel sowie deren Wirkung zu veranschaulichen. In den meisten seiner Werke stellt Cezanne schließlich seine impressionistischen Einflüsse in den Vordergrund. Er löste sich von der akademisch, illusionistisch dreidimensionalen Fernwirkung und setzte stattdessen auf die Wirkungsentfaltung anhand einer Modulation der Farben.

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Stillleben Anleitung für dein erstes Werk

Du versuchst eine Komposition zu malen. Stell sie dir nicht als den zu überwindenden Gegner vor, sondern als Verbündeter, der dir hilft, das eigentliche Kunstwerk besser zu malen. Dadurch, dass du die Komposition vor dir siehst, musst du das gesamte Bild nicht aus deinem Gedächtnis und deiner Fantasie malen. Lichtwirkung und Perspektive ergeben sich aus der Komposition.

Deine Aufgabe ist es, diese Wirkung einzufangen und sie mithilfe deiner Kreativität darzustellen und möglicherweise zu verändern. Die eigentliche Malerei ist daher in die Konstruktion der Objekte zueinander eingerahmt und von deinem malerischen Können ausgestaltet und getrieben.

So kannst du bei der Wahl der Komposition deines Stilllebens vorgehen:

  • 1
    Die Wichtigkeit der Atmosphäre. Eine Kulisse, die von einer Lichtquelle angeleuchtet wird, ist perfekt. Das Licht gibt dir starke Kontraste und Schattierungen vor und sorgt für Atmosphäre und Stimmung in deiner Komposition.
  • 2
    ​Anpassungen des Lichts. So gerne du das Licht einfangen willst, solltest du darauf achten, dass die Menge an Licht stimmt. Zu diffuses, weiches Licht sorgt für schwache Kontraste, zu direktes Licht hingegen für eine Überbelichtung. Mithilfe von Kartons oder Folien kannst du die Lichtwirkung beeinflussen.

  • 3
    Der Hintergrund. Nicht nur die einzelnen Objekte sind wichtig, sondern auch der Hinter- und Untergrund deiner Komposition. Während einige klassische Stillleben einen gedeckten Tisch darstellen, auf dem die Objekte präsentiert werden, kannst du deine zu malenden Gegenstände genauso gut auf einem Untergrund wie einer Fensterbank oder einer Hausnische darstellen. Stillleben werden im Hintergrund oft schlicht gehalten und oft wird sogar nur die Lichtquelle vor einer Wand angedeutet. Wenn du dein Stillleben auf einer Fensterbank malen willst, bietet es sich auch an, die dahinterliegende Landschaft zu malen.

  • 4
    ​Die Objekte. Wie in der Definition des Stilllebens erwähnt, funktionieren alle leblosen Gegenstände. Natürliche Objekte wie Früchte bieten etwas mehr künstlerische Toleranz, da ihre Gestalt nicht genau definiert ist. Maschinell gefertigte Objekte wie ein Fernglas bedürfen dagegen mehr Akkuratesse.

  • 5
    ​Stellung der Objekte. Wenn du die einzelnen Objekte ausrichtest, solltest du einfache Kompositionsregeln der Kunst berücksichtigen. Zu symmetrisch angeordnete Objekte sehen unnatürlich aus, zu starr in einen Rahmen gezwängte Objekte sehen unnatürlich aus. Die Kunst ist es, die Objekte so zu konstruieren, als seien sie nicht konstruiert, sondern vollkommen natürlich in diese Position geraten.

  • 6
    Fotos. Fotos können dir helfen, die Lichtquelle in exakt einer Position festzuhalten. Wenn du mit dem Sonnenlicht arbeitest, solltest du deine Komposition im passenden Zeitpunkt fotografisch einfangen, um später darauf zurückgreifen zu können.
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