Tongießen: So funktioniert der Schlickerguss
Der Schlickerguss ermöglicht die Massenfertigung von keramischen Objekten. Hierzu werden Formen mit Ton ausgegossen, die wiederverwendet werden können. Obwohl der Prozess komplex klingt, bedarf es keiner besonderen Ausrüstung, sondern kann unter Einhaltung der essenziellen Arbeitsschritte in den meisten Keramikstudios selbst durchgeführt werden.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du für das erfolgreiche Tongießen benötigst.
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Besonderheiten des Schlickergusses

Foto: Maria V Kukatova / Shutterstock.com
Durch das Tongießen können Künstler Objekte relativ leicht produzieren, die im Rahmen einer Aufbautechnik von Hand sehr aufwändig wären. Japanische Teekannen (Tokoname Kyusu) sind nur ein Beispiel einer im Schlickerguss hergestellten Keramik aus mehreren Einzelteilen, die Schritt für Schritt zusammengesetzt und miteinander verbunden werden.
Schlicker bezeichnet die Mischung aus Ton und Wasser, die in vielen Techniken der Keramik eingesetzt wird, beispielsweise in der Plattentechnik, um verschiedene Einzelteile miteinander zu verbinden. Beim Schlickerguss werden Gipsformen ausgegossen, die dem Schlicker Feuchtigkeit entziehen, sodass der Ton beginnt, an den Wänden der Form auszuhärten. In Abhängigkeit zur Dauer des Gusses verdicken die Wände der Keramik. Sobald der Keramiker beschließt, dass die passende Wandstärke erreicht wurde, wird der restliche Schlicker ausgegossen.
Für den Schlickerguss solltest du einen Schlicker im Verhältnis 60/40 (Ton zu Wasser) bis 75/25 (Ton zu Wasser) wählen.
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Der richtige Schlicker
Schlicker kannst du bereits vorgemischt kaufen oder aus alten Tonresten selbst herstellen. Wenn du dich an die eigene Herstellung gewöhnst und regelmäßig größere Mengen zubereitest, ist das wohl die beste Art um Ausschuss zu recyclen.
Die Herstellung von Tonschlicker wird in einem gesonderten Artikel thematisiert.
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Das spezifische Gewicht des Schlickers
Für den Schlickerguss ist das spezifische Gewicht des Schlickers von Bedeutung, um die richtige Dichte bestimmen zu können, sodass der Schlicker in den Gipsformen zu gleichmäßigen Keramiken aushärten kann. Für andere Tontechniken ist die exakte Bestimmung und Beeinflussung des spezifischen Gewichts des Schlickers nur von untergeordneter Bedeutung.
Das spezifische Gewicht gibt die Dichte der Schlickers im Verhältnis zu einer Referenzdichte an - in diesem Fall Wasser - und wird genutzt um die perfekte Dichte für den Schlickerguss zu bestimmen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können. Wasser hat ein spezifisches Gewicht von 1, da 100 ml (100 Kubikzentimeter) Wasser genau 100 Gramm schwer sind, weshalb es sich so gut als Referenz eignet. 100 ml des Schlickers werden in einem austarierten Behälter dieser Größe gewogen. Das Gewicht des Schlickers wird durch das Gewicht des Wassers geteilt, sodass du eine Dezimalzahl erhältst, die das spezifische Gewicht darstellt.
Für den Schlickerguss ist ein spezifisches Gewicht von 1,7 bis 1,825 wünschenswert, um ein Gleichgewicht aus Stärke und Fließfähigkeit zu erschaffen, das bei beinahe allen Gießobjekten eingesetzt werden kann.
Ein spezifisches Gewicht außerhalb dieses Bereichs kann auch funktionieren, wenn es zu deinem Objekt passt: Das Gießen von einfachen Tonplatten kann problemlos mit Schlicker jenseits dieses spezifischen Gewichtsbereich durchgeführt werden.
Dabei solltest du auch berücksichtigen, dass unterschiedliche Tonmassen unterschiedliche optimale spezifische Gewichte besitzen, weshalb du ausprobieren musst, was zum Ton und deinem Objekt passt.
Die Anpassung des spezifischen Gewichts wird durch Hinzugabe von Wasser (Senkung des spezifischen Gewichts) oder durch Entnahme von Wasser (Erhöhung des spezifischen Gewichts) gesteuert.
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Entflockung des Schlickers
Um den Ton gießen zu können, musst du den Schlicker verdünnen, sobald du das passende spezifische Gewicht erreicht hast.
Dafür wird meist flüssiges Natriumsilicat oder ein anderes Entflockungsmittel (z.B. Darvan 811) dem Schlicker hinzugefügt. Diese Mittel verändern die Elementarstruktur des Schlickers, wodurch sich die Tonpartikel abstoßen und die Flockenbildung auflösen. Die gesamte Mischung verflüssigt sich, ohne dass sich das spezifische Gewicht verändert.
Das ist auch der Grund, wieso erst das spezifische Gewicht gemessen werden muss und dann die Viskosität durch Zugabe eines Entflockungsmittel bestimmt wird. Gewöhnlicherweise benötigst du nur wenige Gramm dieser Mittel, um eine mehrere Kilogramm schwere Schlickermasse fließfähig zu bekommen.
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Der eigentliche Tonguss
Im Anschluss an die Vorbereitung des Schlickers muss die Gießform aus Gips präpariert werden. Sie muss vollständig verschlossen werden, damit sie nicht ausläuft oder Unebenheiten in der Oberfläche verursacht. Solche Formen findest du online in einer großen Auswahl an Größen und Stilrichtungen. Aufwändiger aber langfristig möglicherweise attraktiver ist es, eine eigene Form anzufertigen, die exakt deinen Vorstellungen entspricht.
Der fließfähige Schlicker wird nun in die Einfüllöffnung (Schonung) gegossen, bis die Form vollständig ausgefüllt ist. Nach wenigen Stunden wird der Gips schon einen Teil des Wassers im Schlicker aufgesaugt haben, weshalb sich bereits die Wandungen verfestigt haben. Deine Aufgabe ist es, die Wandstärke zu bestimmen und daraufhin den überflüssigen Schlicker auszugießen bzw. abtropfen zu lassen.
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Entfernen der Form und Nachbearbeitung
Sobald du den Überfluss ausgegossen hast und nichts mehr abtropft, kannst du die Form öffnen und die Keramik entnehmen. Selbstverständlich solltest du beim Öffnen vorsichtig vorgehen, um die noch fragile, feuchte Keramik nicht zu beschädigen.
Das noch feuchte Objekt kann wunderbar mit einfachem Töpferwerkzeug bearbeitet werden, um überschüssiges Material abzuschneiden und die Oberflächen zu glätten.
Besteht deine Keramik aus mehreren gegossenen Einzelteilen, müssen diese in weiteren Arbeitsschritten zu einem Objekt zusammengesetzt werden.
Die noch ungebrannten Rohlinge des Schlickergusses können nach Belieben glasiert, gebrannt oder anderweitig veredelt werden.