Warum Detox-Produkte reine Geldmacherei sind

Fit sein, Gewicht verlieren und sich “einfach wohlfühlen” - das wünschen sich viele Menschen. Genau das wissen auch die Firmen und deren Marketingabteilungen, die uns in den letzten Jahren mit unzähligen “Detox”-Diäten samt teurer Produkte bombardieren.

Im Vergleich zu der Situation 2015 und 2016 ist die Detox-Welle ein wenig abgeebbt, allerdings werden nach wie vor neue Lösungen erfunden, die den menschlichen Körper von innen reinigen sollen.

Was es mit Detox-Produkten auf sich hat und ob diese Produkte tatsächlich die angepriesene Wirkung haben, erfährst du in diesem Artikel.

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Was bedeutet Detox oder Cleansing?

Beim sogenannten Detoxing, zu deutsch soviel wie “Entgiftung” oder "Entschlackung", soll der Körper mithilfe einer kalorienrestriktiven Ernährungsweise, oft bestehend auf Säften, Brühen oder Salaten, von schädlichen Substanzen, die häufig als Giftstoffe dargestellt werden, gereinigt werden. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze, die auf die Entgiftung einzelner Organe oder gar des ganzen Körpers abzielen sollen.

Grundsätzlich ist die Nahrungsaufnahme beim Detoxing äußerst beschränkt. Es ist durchaus szene-üblich, dass während der Entgiftungsphase dem Körper Kalorien ausschließlich in Form von Früchten oder Fruchtsäften zugeführt werden sollen.

Kurzum: Detox-Diäten stützen sich auf den Glauben, dass sich im menschlichen Körper Giftstoffe und Stoffwechselabfallprodukte ansammeln, da man regelmäßig in Kontakt mit externen Schadstoffen und Lebensmittelzusatzstoffen kommt.

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Was ist ein Giftstoff?

Der Begriff Giftstoff wird unterschiedlich definiert. Hierbei unterscheidet sich die allgemeine Definition gravierend von der Definition in der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie.

Allgemeine Definition

Gemäß des U.S. National Library of Medicine sind Giftstoffe “von Pflanzen und Tieren erschaffene Substanzen, die giftig für den Menschen sind.” Eine etwas lockere Definition schließt außerdem alle Substanzen ein, die vom Menschen durch Umweltverschmutzung verursacht wurden.

Der Begriff “Giftstoff” umfasst eine große Anzahl für den Menschen schädlicher Substanzen.

Definition in Bezug auf Detox-Produkte

Im Kontext der Detox-Ernährung hingegen bezieht sich der Begriff der Giftstoffe insbesondere auf Substanzen, von denen man glaubt zu wissen, dass sie giftig oder schädlich sind. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf Geschmacksverstärkern, Pestiziden oder Konservierungsmitteln.

Selbstverständlich ist es nicht gut für die Gesundheit, wenn man Pestizide einatmet oder Schadstoffe zu sich führt, allerdings kann das nicht zwangsläufig über alle synthetisch hergestellten Lebensmittelzusätze gesagt werden. Mit Hilfe der Wissenschaft kannst du dich über diese Grauzonen der Ernährung informieren.

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Wie stellt man die Schädlichkeit einer Substanz fest?

Die Schädlichkeit einer Substanz hängt immer vom zu betrachtenden Kontext ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Substanz natürlich oder synthetisch hergestellt wurde.

Spezies

Ein wichtiger Punkt bei der Bestimmung der Toxizität ist der Faktor Spezies, von der die Substanz konsumiert wird. Beispielsweise kann der Mensch problemlos Kakao in Form von Schokolade essen, Hunde und Katzen hingegen können aufgrund des darin enthaltenen Theobromin sogar daran sterben. Gerade Studien an Tieren werden häufig fälschlicherweise als Beweis missbraucht, dass dieselbe Substanz auch für den Menschen giftig sei. Hierbei überschneiden sich die festgestellten Symptome bei Tieren und Menschen häufig, aber eben nicht immer.

Dosis

Der Spruch “Die Menge macht das Gift” oder wie Paracelsus zu sagen pflegte „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“, kommt dir sicherlich bekannt vor.

Und er beinhaltet nach wie vor die Wahrheit, dass die Dosis für die Giftigkeit einer Substanz mitentscheidend ist.

Sogar Wasser kann tödlich sein, wenn man extreme Mengen in kurzer Zeit trinkt, da es den Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht bringt. Elektrolyte werden in den Muskeln (u.a. das Herz) benötigt, um normal zu funktionieren.

In normalen Dosen hingegen ist Wasser überlebensnotwendig und gesund.

Fazit zur Schädlichkeit einer Substanz

Eine Substanz als Giftstoff zu bezeichnen ohne dabei den Kontext zu betrachten, ist zu allgemein. In erster Linie entscheidet die Dosis darüber, ob eine Substanz eine Gefährdung für die Gesundheit des Menschen darstellt, egal ob sie natürlich oder synthetisch hergestellt wurde.

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Brauchen wir Detox-Phasen?

Angenommen man konsumiert über einen längeren Zeitraum hinweg schädliche Substanzen in zu hoher Dosis, dann würde eine Detox oder Entgiftungsphase nicht dabei helfen, gesund zu werden.

Schließlich würde man diese “chronische Vergiftung” am ehesten mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung bekämpfen, anstatt zu versuchen, Giftstoffe mit Hilfe einer kalorienrestriktiven Ernährung auf Flüssigkeitsbasis “aus dem Körper zu schwemmen”.

Um Giftstoffe aus dem Körper zu spülen bedarf es keines “Detox”-Tees. Giftstoffe werden rund um die Uhr von der Leber, den Nieren und Lungen sowie anderen Organen gefiltert, bekämpft und schließlich vom Körper ausgeschieden. Eine ordnungsgemäße Organfunktion wird in erster Linie durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung unterstützt und nicht durch ein Entgiftungsprodukt erst ausgelöst.

Kurze Antwort: Nein, wir brauchen keine Detox-Phasen​

Warum machen solche Detox-Produkte die Runde?

Viele der Unternehmen, die diese kostspieligen Produkte anbieten, spielen mit den Ängsten und Wünschen der Menschen bezüglich ihrer Gesundheit. Darüber hinaus können die meisten dieser Firmen nicht wissenschaftlich darlegen, von welchen Giftstoffen der Körper gereinigt werden soll.

Detox Wasser

Sieht gut aus, entschlackt den Körper aber nicht von selbst: Detox-Wasser

Aber das können sie auch gar nicht, da der Grüntee-Extrakt und die anderen Gewürze, die in den Tees und Säften der Industrie stecken, keine speziell entgiftende Wirkung haben.

Für Unternehmen steht die Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund. Da solche Produkte nur geringe Kosten verursachen und wenig Know-How in der Herstellung erfordern, bestimmt vor allem das Marketing über die Effektivität des kommerziellen Erfolgs. 

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Stand der Wissenschaft

Es gibt wenige wissenschaftliche Studien über eine nachweisliche Verbesserung der natürlichen Entgiftungsfunktion des Körpers. Gemäß jüngerer Untersuchungen sind diese Studien nicht überzeugend, da sie auf Basis zu kleiner Kontrollgruppen erstellt wurden. Die Probanden decken hierbei nicht den Großteil der Bevölkerung ab, sondern wurden nach bestimmten Mustern ausgewählt.

Trotz der fehlenden wissenschaftlichen Belege, dass eine Detox-Diät oder entsprechende Produkte zu einer Beseitigung bzw. Entgiftung von Schadstoffen führt, bleiben sie nach wie ein beliebtes Thema.

In diesem Zusammenhang hört man immer wieder von vermeintlichen Abnehmerfolgen, die mit Hilfe einer Detox-Kur erreicht wurden.

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Woher stammen die Abnehmerfolge?

Hierbei handelt es sich meistens um eine Geschichte, dass ein Proband während der Entgiftungsphase rapide an Gewicht verloren hat. Dabei handelt es sich tatsächlich in erster Linie um rapiden Gewichtsverlust und eben nicht rapiden Körperfettverlust, der im Sinne einer Diät wünschenswert wäre.

Ursachen eines Gewichtsverlust durch Detox-Produkte

  • Zum einen speichert der menschliche Körper Kohlenhydrate in Form von Glykogen in den Muskeln und der Leber ein. Ein Gramm Glykogen bindet 3 Gramm Wasser im Körper.Der menschliche Körper verbraucht das Glykogen bei jeder Art von Muskelaktivität. Nach 24 bis 48 Stunden sind die Glykogenspeicher aufgebraucht, wenn man dem Körper nicht genügend Kohlenhydrate zuführt. Mit leeren Glykogenspeichern bindet der Körper viel weniger Wasser, sodass innerhalb weniger Tage ein Gewichtsverlust von mehreren Kilogramm realisiert werden kann.Sobald man dem Körper wieder eine gesunde Menge an Kohlenhydraten zuführt, füllen sich die Glykogenspeicher wieder, sodass  wieder mehr Wasser vom Körper gehalten wird. 
  • Die zweite Ursache ist, dass sich die meisten Menschen die meiste Zeit schlecht und unkontrolliert ernähren. Viele Detox-Ansätze basieren auf einer frucht- oder säftereichen Ernährung. Für die meisten Menschen führt dies kurzfristig zu einem massiven Kaloriendefizit, in dem sie trotzdem gesündere Menge an Vitaminen und anderen Mikronährstoffen als für sich üblich zu sich nehmen. Dies führt selbstverständlich dazu, dass der Fettverlust auch einen Anteil am Gewichtsverlust hat.

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Ist der Gewichtsverlust positiv oder negativ zu bewerten?

Viele Menschen assoziieren etwas Positives mit dem kurzzeitigen Gewichtsverlust, sodass viele auf die Wirkung einer Detox-Kur schwören. Dabei ist der Gewichtsverlust eine ganz gewöhnliche Reaktion des Körpers, wenn ihm die nötigen Kohlenhydrate entzogen werden.

Wenn dieser Aspekt gewünscht wird, ist der Fettverlust zwar für die Person gut, allerdings könnte dieses Ziel noch besser durch ein kontrolliertes Kaloriendefizit erreicht werden, um den Fettverlust auch nach der Anwendungsperiode beizubehalten können.

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Notwendigkeit von Detox-Phasen

Wenn du dauerhaft auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achtest, die in erster Linie aus natürlichen, nicht verarbeiteten Lebensmitteln besteht,  solltest du dir keine Gedanken über eine Detox-Kur machen. Du brauchst keine Entgiftungsphase einlegen, wenn du Lebensmittel konsumiert hast, die möglicherweise unerwünschte Zusatzstoffe beinhalten.

Wissenschaftlich gesehen gibt es keine fundierten Quellen, die eine tatsächlich entgiftende Wirkung der Detox-Ernährungsart sowie den angebotenen Produkten belegt. Eine bessere Entscheidung ist es dies den körpereigenen Entgiftungsmechanismen des Körpers zu überlassen.

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